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William B. Bland


'Das Proletariat in Großbritannien'





Einführung



Der Begriff der sozialen Klasse als


" ... Einteilung oder Ordnung der Gesellschaft dem Status nach", ..

('Oxford English Dictionary', Band 3, Oxford 1989, S. 279).


..ist ein sehr alter Begriff, wobei das englische Wort 'class' von dem lateinischen Wort

'classis' abgeleitet ist, womit jede einzelne der


" ... antiken Unterteilungen des römischen Volkes gemeint ist."

(Charles T. Onions, Hrsg.: 'Das englische Herkunftswörterbuch von Oxford', Oxford

1985, S. 180).


Servius Tullius, Köng von Rom im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, erfand ein

Einteilungssystem, wonach


" ... die Bürger, ihrem Reichtum entsprechend, in fünf Klassen eingeteilt wurden."

('New Encyclopaedia Britannica', Band 10, Chicago 1994, S. 455).



Die marxistisch-leninistische Definition von Klasse



Marxisten-Leninisten stimmen mit der angeführten Umschreibung des Begriffs der sozialen

Klasse überein, sind jedoch der Ansicht, dass die soziale Klassenzugehörigkeit einer Person

nicht von dem Umfang ihres Reichtums, sondern von der Quelle des Einkommens abhän-

gig ist, die von ihrem Verhältnis zur Arbeit und den Produktionsmitteln bestimmt wird. Da-

zu Lenin:


"Klassen sind große Gruppen von Menschen, die sich durch den Platz, den sie in

einem geschichtlich entstandenen System der gesellschaftlichen Produktion ein-

nehmen, durch ihre Beziehung zu den Produktionsmitteln, durch ihre Rolle in der

sozialen Organisation der Arbeit und demzufolge durch den Umfang ihres Anteils

am gesellschaftlichen Reichtum, über den sie verfügen und durch die Art und Weise,

wie sie ihn erlangen, voneinander unterscheiden.

Klassen sind Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit der ande-

ren aufgrund ihrer unterschiedlichen Stellung, die sie in einem bestimmten System

der sozialen Ökonomie einnimmt, aneignen kann."

(Wladimir I. Lenin: 'Ein großer Anfang', in: 'Gesammelte Werke', Band 29, London

1974, S. 421).


Ausgehend von dieser Definition unterscheiden Marxisten-Leninisten drei Hauptklassen im

Großbritannien des 19. Jahrhunderts:


"Es gibt drei große soziale Gruppen, deren Mitglieder ... jeweils von Löhnen, Gewin-

nen und Grundrenten leben."

(Karl Marx: 'Das Kapital. Eine Kritik der politischen Ökonomie', Band 3, Moskau

1971, S. 886).


Diese drei Grundklassen sind 1) das Proletariat oder die Arbeiterklasse; 2) die Bourgeoisie

oder die kapitalistische Klasse und 3) die Klasse der Grundbesitzer.



Die Klasse der Grundbesitzer



Marxisten-Leninisten umschreiben die Klasse der Grundbesitzer als diejenige Klasse, die

Land besitzt und ihr Einkommen aus dem Pachtzins auf dieses Land bezieht:


"Das Land wird ... zu einer Person und ... stellt sich auf die Hinterbeine, um ... ihren

Anteil an dem Produkt einzufordern, der mit ihrer Hilfe geschaffen wurde ...: den

Pachtzins."

(Karl Marx: 'Das Kapital. Eine Kritik der politischen Ökonomie', Band 3, Moskau

1971, S. 824f).


Mit der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft jedoch büßt die Klasse der Grund-

besitzer immer mehr an Bedeutung ein und eine neue Klasse entsteht: die Kleinbourgeoisie.

Deshalb gibt es in einer entwickelten kapitalistischen Gesellschaft wie der Großbritanniens

immer noch drei Hauptklassen, aber bei diesen handelt es sich jetzt um: 1) das Proletariat

oder die Arbeiterklasse; 2) die Kleinbourgeoisie und 3) die Bourgeoisie oder kapitalistische

Klasse. Dazu Lenin:


"Jedes kapitalistische Land ... ist im Grunde in drei große Gruppen eingeteilt: die

Bourgeoisie, die Kleinbourgeoisie und das Proletariat."

(Wladimir I. Lenin: 'Verfassungsillusionen', in: 'Gesammelte Werke', Band 6, Moskau

1964, S. 202).


Die Bourgeoisie



Das englische Wort 'Bourgeoisie' ist von dem französischen Wort 'Bourgeoisie' abgeleitet,

mit dem


" ... die Handel treibende Mittelklasse"..

(Charles T. Onions, Hrsg.: Ebenda, S. 110).

..im Unterschied zur Grundbesitzerklasse gemeint ist.


Marxisten-Leninisten umschreiben die Bourgeoisie oder kapitalistische Klasse als


" ... die Klasse der modernen Kapitalisten, der Eigentümer der Mittel der gesell-

schaftlichen Produktion und Anwender von Lohnarbeit."

(Friedrich Engels: Anmerkung zur englischen Ausgabe von: Karl Marx & Friedrich

Engels: 'Manifest der Kommunistischen Partei', in: Karl Marx: 'Ausgewählte Werke',

Band 1, London 1943, S. 204).


Die kapitalistische Klasse umfasst auch Personen, deren Arbeitsentgelt sich nominell aus

einem (relativ hohen) Gehalt zusammensetzt, die aber der kapitalistischen Klasse in hohen

administrativen Positionen dienen, zum Beispiel als Direktoren von Großfirmen, als Richter,

als Führer der Streitkräfte oder als hohe Verwaltungsangestellte:


"Die letzte Gruppe umfasst Teile der Bevölkerung, die zur Großbourgeoisie gehören,

all die Rentiers, die von Kapitaleinnahmen und Grundbesitz leben, dann auch Teile

der Intelligenz, die hohen Militärs und Beamten usw."

(Wladimir I. Lenin: 'Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland', in: 'Gesammelte

Werke', Band 3, Moskau 1960, S. 504).


Dazu gehören auch die von diesen Personen abhängigen Menschen.



Das Proletariat



Das englische Wort 'Proletariat' ist von dem lateinischen Wort 'proles' abgeleitet und be-

deutet 'Nachkommen', da nach römischem Recht ein Proletarier dem Staat


" ... nicht mit seinem Besitz diente, sondern nur mit seinen Nachkommen."

(Charles T. Onions, Hrsg.: Ebenda, S. 714).


Marxisten-Leninisten definieren das Proletariat als


" ... die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, weil sie keine eigenen Produktions-

mittel besitzt, nicht umhinkann, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um leben zu kön-

nen."

(Friedrich Engels: Anmerkung zur englischen Ausgabe von: 'Manifest der Kommu-

nistischen Partei', in: Karl Marx: 'Ausgewählte Werke', Band 1, London 1943, S.

204).


Sie definieren das Proletariat außerdem als


" ... jene Klasse in der Gesellschaft, die ausschließlich von dem Verkauf ihrer Arbeit

lebt und keinen Gewinn aus irgendeiner Art von Kapital zieht. ... Das Proletariat oder

die Klasse der Proletarier ist mit einem Wort die Arbeiterklasse."

(Friedrich Engels: 'Prinzipien des Kommunismus', London 1971, S. 5).


Dies unterscheidet sich nicht wesentlich von der Definition des Wörterbuchs:


" ... jene Klasse der Gemeinschaft, die von der täglichen Arbeit für ihren Lebensun-

terhalt abhängig ist und über keine Kapitalreserven verfügt."

('Oxford English Dictionary', Band 12, Oxford 1989, S. 606).


Es muss darauf hingewiesen werden, dass Engels betonte, dass


" ... das Proletariat ... mit einem Wort die Arbeiterklasse ist."

(Friedrich Engels: Ebenda, S. 5).


Jeder Versuch, die Arbeiterklasse von dem Proletariat zu unterscheiden, widerspricht dem

Marxismus-Leninismus.


Es muss außerdem darauf hingewiesen werden, dass Marx auch von dem 'Lumpenprole-

tariat' spricht, das er vom Industrieproletariat unterscheidet:


"Das Lumpenproletariat ... bildet eine Masse, die sich eindeutig vom Industriepro-

letariat unterscheidet - ein Nährboden für Diebe und Kriminelle aller Art, die von

den Brotkrümeln der Gesellschaft leben; Leute ohne bestimmten Beruf, Vagabun-

den, gens sans feu et sans aveu (Leute ohne Herd und Glauben), der Mob."

(Karl Marx: 'Klassenkämpfe in Frankreich, 1848-50', in: 'Ausgewählte Werke', Bd. 2,

London 1943, S. 211).


Jedoch bezeichnet Marx das Lumpenproletariat als einen Bestandteil des Proletariats.

Dort, wo er von den 'Mobilen Garden' spricht, die 'zum größten Teil' aus dem Lumpenprole-

tariat stammten, sagt er, dass


" ... das Pariser Proletariat sich einer Armee gegenübersah, die sich aus ihren

eigenen Reihen rekrutierte."

(Karl Marx: 'Klassenkämpfe in Frankreich, 1848-50', in: 'Ausgewählte Werke', Bd. 2,

London 1943, S. 211).


In der modernen Gesellschaft ist das Proletariat


" ... die einzig revolutionäre Klasse."

(Karl Marx & Friedrich Engels: 'Manifest der Kommunistischen Partei', in: Karl

Marx: 'Ausgewählte Werke', Band 1, London 1943, S. 216).


Die Bourgeoisie, die dieses Proletariat geschaffen hat, hat damit auch


" ...ihre eigenen Totengräber geschaffen."

(Ebenda, S. 218).


Dieses Proletariat wird die sozialistische Revolution unter der Führung des städtischen

Industrieproletariats durchführen:


"Eine ganz bestimmte Klasse, nämlich die städtischen und Industriearbeiter

im Allgemeinen, ist in der Lage, die ganze Klasse der Werktätigen und Ausge-

beuteten zu führen, um das Joch des Kapitals abzuschütteln."

(Wladimir I. Lenin: 'Ein großer Anfang', in: 'Ausgewählte Werke', Band 9, London

1986, S. 432).


Dies ist eine Klasse, die wiederum von einer marxistisch-leninistischen Partei geführt

wird:


"Die Partei ist die politische Führerin der Arbeiterklasse."

(Josef W. Stalin: 'Die Grundlagen des Leninismus', in: 'Werke', Band 6, Moskau

1953, S. 178).



Der Mittelstand



Der Begriff 'Mittelstand' wird von Marxisten - einschließlich von Marx und Engels selbst -

auf zweierlei Weise verstanden: Erstens im historischen Sinne des


" ... französischen Wortes 'Bourgeoisie', der besitzenden Klasse, im Unterschied

zur so genannten Aristokratie."

(Friedrich Engels: Vorwort zu: 'Die Lage der Arbeiterklasse in England. Nach eige-

nen Beobachtungen und verbürgten Quellen', in: Karl Marx & Friedrich Engels: 'Ge-

sammelte Werke', Band 4, Moskau 1975, S. 304).


Zweitens im Sinne von 'Kleinbourgeoisie', bezogen auf die moderne kapitalistische Gesell-

schaft, was im folgenden Teil diskutiert werden soll.



Die Kleinbourgeoisie



Die Kleinbourgeoisie steht zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie:


"In Ländern, in denen sich die moderne Zivilisation voll entfaltet hat, hat sich

eine neue Klasse der Kleinbourgeoisie gebildet."

(Karl Marx & Friedrich Engels: 'Manifest der Kommunistischen Partei', in: Karl

Marx: 'Ausgewählte Werke', Band 1, London 1943, S. 321).


Der englische Begriff 'petty bourgeoisie' ist eine englische Form des französischen

Begriffs 'petite bourgeoisie', was so viel wie 'kleine Bourgeoisie' bedeutet. Marxisten-

Leninisten definieren die Kleinbourgeoisie als eine Klasse, die wenige Produktionsmittel

besitzt oder anmietet, die sie größtenteils ohne Beschäftigung von Lohnarbeitern arbei-

ten lässt, jedoch häufig unter Hinzuziehung von Mitgliedern der eigenen Familie. Dazu

Lenin:


"Ein Kleinbürger ist ein Kleineigentümer."

(Wladimir I. Lenin: 'Anmerkung zu 'An die Landarmut', in: 'Ausgewählte Werke',

Band 2, London 1944, S. 254).


Als Arbeiter hat der Kleinbürger gemeinsame Interessen mit dem Proletariat; als Eigen-

tümer oder Pächter/Mieter von Produktionsmitteln hat er jedoch mit der Bourgeoisie ge-

meinsame Interessen. Mit anderen Worten: Die Kleinbourgeoisie besitzt eine geteilte

Loyalität gegenüber den beiden entscheidenden Klassen in der kapitalistischen Gesell-

schaft. Der Kleinbürger


" ... ist zwei Personen in einer: Als Besitzer von Produktionsmitteln ist er ein

Kapitalist; als Arbeiter ist er sein eigener Lohnarbeiter."

(Karl Marx: 'Theorien über den Mehrwert', Teil 1, Moskau, ohne Jahresangabe,

S. 395).


Deshalb schwanken die Kleinbürger


" ... ewig zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie hin und her."

(Josef W. Stalin: 'Die Logik der Fakten', in: 'Werke', Band 4, Moskau 1953,

S. 143).


Diese geteilte Loyalität gegenüber den beiden Hauptklassen in der modernen kapitalis-

tischen Gesellschaft trifft auch auf einen Teil der beschäftigten Personen zu: auf jene, die

mit der Beaufsichtigung beschäftigt sind, die auf der unteren Ebene des Managements

arbeiten wie z. B. Vorarbeiter, Aufsichtsführende, Abteilungsleiter usw. Diese Angestellten

üben eine Aufsichtsfunktion aus, eine Funktion, die gewährleisten soll, dass die Arbeiter

einen größtmöglichen Mehrwert für den Unternehmer produzieren. Das heißt, bei diesen

Leuten handelt es sich einerseits um ausgebeutete Arbeiter, die gemeinsame Interessen

mit dem Proletariat haben, aus dem sie größtenteils stammen; auf der anderen Seite führt

ihre Funktion als Agenten des Managements für die Überwachung der wirksamen Ausbeu-

tung ihrer Arbeitskollegen dazu, dass sie mit der Bourgeoisie gemeinsame Interesse haben:


"Eine industrielle Armee von Arbeitern unter dem Kommando eines Kapitalisten

erfordert wie bei einer echten Armee Offiziere (Manager) und Unteroffiziere (Vor-

arbeiter, Prüfer), die während der Arbeit im Namen des Kapitalisten kommandie-

ren."

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 1, Moskau 1959, S. 314).


"Die Arbeit der Beaufsichtigung und der Leitung ... besitzt einen doppelten Charak-

ter: Auf der einen Seite verlangt jede Arbeit, in der viele Individuen zusammenwir-

ken, notwendigerweise einen kommandierenden Willen, um den Prozess zu koordi-

nieren und zu vereinheitlichen. ... Auf der anderen Seite ... entsteht diese Tätigkeit

der Beaufsichtigung bei allen Produktionsweisen, die sich auf den Gegensatz zwi-

schen dem Arbeiter ... und dem Besitzer der Produktionsmittel gründen."

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 3, Moskau 1974, S. 383f).


Wegen dieser geteilten Loyalität, die der der Kleinbourgeoisie entspricht, rechnen Marxis-

ten-Leninisten solche Angestellten (und die von ihnen abhängigen Personen) dieser sozia-

len Klasse zu.


Aus dem gleichen Grunde stellen Marxisten-Leninisten solche Personen (und die von ihnen

Abhängigen), die im Unterdrückungsapparat eines kapitalistischen Staates wie in der Armee

oder der Polizei beschäftigt sind, außerhalb des Proletariats.



Die Bauernschaft



Das englische Wort 'peasant' kommt vom lateinischen 'pagus', womit ein


" ... ländlicher Bezirk" ..

(Charles T. Onions, Hrsg.: Ebenda, S. 66).


gemeint ist. Gemeint ist damit jemand,


" ... der auf dem Lande lebt und das Land bearbeitet."

('Oxford English Dictionary', Band 11, Oxford 1989, S. 402).


Wenn man unter 'bearbeitet' auch das Unternehmertum fasst, dann schließt diese Um-

schreibung auch den reichen Bauern ein, der hauptsächlich von der Ausbeutung der Lohn-

arbeit lebt; dies würde jedoch den Grundbesitzer ausschließen, der, obschon er auf dem

'Lande lebt', nicht 'das Land bearbeitet', sondern sein Einkommen aus der Grundrente (der

Pacht) bezieht.


Die Bauernschaft bildet keine soziale Klasse, sondern setzt sich aus einer Reihe von Klas-

sen zusammen, die auf dem Lande leben und auf dem Land arbeiten:


"Am besten man unterscheidet den reichen, den mittleren und den armen Bauern."

(Wladimir I. Lenin: 'An die Landarmut. Eine Erklärung an die Bauern darüber, was

die Sozialdemokraten wollen' - hiernach zitiert als 'Wladimir I. Lenin, 1903', in: 'Aus-

gewählte Werke', Band 2, London 1944, S. 261).


Die Bauernschaft setzt sich also erstens aus den reichen Bauern oder ländlichen Kapitalis-

ten zusammen, die Arbeit beschäftigen, d.h. die armen Bauern ausbeuten:

"Es gehört zu den Hauptmerkmalen der reichen Bauern, dass sie Landarbeiter und

Tagelöhner anheuern. Wie die Grundbesitzer leben die reichen Bauern auch von der

Arbeit anderer. ... Sie versuchen, so viel Arbeit wie möglich aus ihren Landarbeitern

herauszupressen und zahlen ihnen so wenig wie möglich."

(Wladimir I. Lenin, 1903: Ebenda, S. 265).


Mitunter werden reiche Bauern auch 'Kulaken' genannt - ein Wort, das vom russischen 'ku-

lak' (Faust) kommt und ursprünglich


" ... geizige Person"..

('Oxford English Dictionary', Band 8, Oxford 1989, S. 543).


bedeutet.


Sie setzt sich zweitens aus den mittleren Bauern (Mittelbauern) oder der ländlichen Klein-

bourgeoisie zusammen, die Land besitzen oder pachten, die jedoch keine Arbeiter beschäfti-

gen, sondern das Land zusammen mit ihren Familienangehörigen bearbeiten:


"Nur in guten Jahren und bei besonders günstigen Bedingungen ist die unabhängi-

ge Landwirtschaft dieser Kategorie von Landwirten in der Lage, ihn zu unterhalten,

und aus diesem Grunde ist seine Lage sehr instabil. In den meisten Fällen kommt

der Mittelbauer nicht über die Runden, ohne auf Kredite zurückgreifen zu müssen,

die mit Arbeit, usw. zurückzuzahlen sind, ohne sich um Einkünfte aus einem Ne-

benerwerb zu kümmern, die teilweise auch darin bestehen, Arbeitskraft zu verkau-

fen, usw."

(Wladimir I. Lenin: 'Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland', in: 'Ausgewählte

Werke', Band 1, London 1944, S. 235).


Ein Mittelbauer, der Teilzeitarbeit für einen Brotherrn leistet, wird Halbproletarier genannt:


"Ein mittlerer Bauer, ähnlich wie ein armer Bauer, hält sich nur mit Hilfe eines

'Jobs' über Wasser. Aber was ist das für ein 'Job'? Er deutet schon darauf hin,

dass dieser Mittelbauer aufgehört hat, ein selbständiger Bauer zu sein und zu ei-

nem Mietling, einem Proletarier geworden ist. Aus diesem Grunde werden solche

Bauern auch 'Halbproletarier' genannt."

(Wladimir I. Lenin, 1903: Ebenda, S. 267).


Die Bauernschaft setzt sich drittens aus den armen Bauern zusammen, die Marx


" ... das ländliche Proletariat nannte."

(Karl Marx: 'Der Bürgerkrieg in Frankreich', in: 'Ausgewählte Werke', Band 2,

London 1943, S. 507).


Der arme Bauer


" ... ist recht besitzlos geworden. Er ist ein Proletarier. Er lebt ... nicht von dem

Land, nicht von seinem Hof, sondern durch Arbeit für einen Lohn. ... Er ist der

Bruder des städtischen Arbeiters."

(Wladimir I. Lenin, 1903: Ebenda, S. 265).


'Neo-Marxismus'



Revisionismus ist


" ... eine Strömung innerhalb des Marxismus, die ihm feindlich gegenübersteht."

(Wladimir I. Lenin: 'Marxismus und Revisionismus', in: 'Ausgewählte Werke',

Band 11, London 1943, S. 704).


Mit anderen Worten: Ein Revisionist gibt sich als Marxist aus, vertritt jedoch tatsächlich

eine politische Orientierung, die objektiv den Interessen der Bourgeoisie dient. Dazu Enver

Hoxha:


"Die Revisionisten richteten ihren Kampf in erster Linie gegen den Marxismus-Le-

ninismus ... und ersetzten diese Theorie durch eine opportunistische, konterrevo-

lutionäre Theorie im Dienste der Bourgeoisie und des Imperialismus."

(Enver Hoxha: Bericht an den 5. Parteitag der Partei der Arbeit Albaniens, in: 'Ge-

sammelte Werke', Band 4, Tirana 1982, S. 190).


Trotz der Flut von Progaganda, die gegen ihn gelenkt wurde, genießt der Marxismus-Le-

ninismus unter der arbeitenden Bevölkerung in allen Teilen der Welt immer noch enormes

Ansehen. Aus diesem Grunde nennen sich viele moderne Revisionisten 'Neo-Marxisten'

und behaupten, dass sie den Marxismus-Leninismus nicht revidieren, sondern lediglich

'auf den neuesten Stand bringen'.


Im Allgemeinen loben die 'Neo-Marxisten' Marx' Frühschriften über den grünen Klee, be-

vor er Marxist wurde. Der 'Neo-Marxismus' ist im Wesentlichen ein Produkt der übelsten

Sorte von Universitätsdozenten, die Obskurantismus (aus dem Lateinischen: 'obscurus'=

'bedeckt': 'Bestreben, die Menschen bewusst in Unwissenheit zu halten, ihr selbständiges

Denken zu verhindern und sie an Übernatürliches glauben zu lassen', Duden-Fremdwörter-

buch, Band 5, S. 688 - Übers.) mit Intellektualismus ('Philosophische Lehre, die dem In-

tellekt den Vorrang gibt', ebenda, S. 448 - Übers.) gleichsetzen. Selbst Soziologen, die

mit ihm sympathisieren, sprechen von


" ... der besonders schwierigen Sprache, die für einen Großteil des westlichen

Marxismus des 20. Jahrhunderts typisch ist."

(Perry Anderson: 'Betrachtungen zum westlichen Marxismus', London 1976,

S. 54).


Eine 'obskure' Sprache hat natürlich für Pseudo-Wissenschaftler große Vorteile: Sie

erleichtert es ihm zu behaupten, dass er missverstanden wurde, wenn er angegriffen

wird.


Der Großteil des 'Neo-Marxismus' besteht aus einem unsystematisch zusammen-

gefügten Sammelsurium aus Marxismus und idealistischer Philosophie, womit, wie

behauptet wird, der Marxismus einen 'geistigen Aspekt' erhält, was dem ursprüngli-

chen Marxismus angeblich abging. Ein typisches Beispiel eines 'Neo-Marxisten' ist

der französische Philosoph Jean-Paul Sartre:


"Ich glaube an das allgemeine Schema, das uns Marx geliefert hat", ..

(Jean-Paul Sartre: 'Zwischen Existentialismus und Marxismus', London 1974,

S. 53).


...aber - und dies ist ein großes 'Aber' - es muss sich um einen Marxismus handeln,

der


" ... von der alten Garde mumifizierter Stalinisten"

(Ebenda, S. 109).


..befreit worden ist.


Sartre zufolge soll diese 'Befreiung' durch die Vereinigung mit dem Existentialismus

des dänischen idealistischen Philosophen Sören Kierkegaard erfolgen!


"Kierkegaard und Marx ... haben sich .. als unsere Zukunft institutionalisiert."

(Jean-Paul Sartre: Ebenda, S. 169).


Dieser Bericht befasst sich jedoch nur mit den revisionistischen Vorstellungen von

'Klasse', die im Allgemeinen die marxistisch-leninistische Definition des Proletariats

einengen und eingrenzen. Sie präsentieren das Proletariat dann zwar immer noch als

'den Totengräber des Kapitalismus'; es ist dies jedoch ein Totengräber, der nur noch

mit einem Teelöffel ausgerüstet ist!



Die Arbeitslosen



Einige 'Neo-Marxisten' schließen die Arbeitslosen aus dem Proletariat aus, mit der

Begründung, dass Leute, die nicht arbeiten, nicht als Mitglieder der Arbeiterklasse an-

gesehen werden können!


Wenn man hiervon ausgeht, dann würde ein Arbeiter abends nach getaner Arbeit nicht

mehr zur Arbeiterklasse gehören.


Marx umschreibt die Arbeitslosen, die er als


" ... industrielle Reservearmee" ..

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 1, Moskau 1974, S. 592).


bezeichnet, unmissverständlich als


" ... eine relative Überschussbevölkerung in der Arbeiterklasse" ..

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 2, Moskau 1974, S. 518).


und spricht von


" ... der Arbeiterklasse, die jetzt von ihrer gesamten Reservearmee aktive

Verstärkung erhalten hat."

(Ebenda, S. 414).


Dem Marxismus-Leninismus zufolge bilden die Arbeitslosen deshalb einen Teil

des Proletariats.



Unproduktive Arbeiter



Andere 'Neo-Marxisten' schließen aus dem Proletariat alle Arbeiter aus, die mit un-

produktiver Arbeit beschäftigt sind.


Es ist sicherlich zutreffend, dass Marx zwischen unproduktiver und produktiver Arbeit

unterschied und diese als Arbeit bezeichnete,


" ... welche einen Mehrwert schafft."

(Karl Marx: 'Theorien über den Mehrwert', Teil 1, Moskau, ohne Jahresangabe,

S. 45).


Auf dieser Grundlage schließt der griechische Revisionist Nicos Poulantzas unproduk-

tive Arbeiter aus dem Proletariat aus, welches seiner Meinung nach


" ... nicht durch die Lohnarbeit, ... sondern durch die produktive Arbeit" ..

(Nicos Poulantzas: 'Klassen im zeitgenössischen Kapitalismus', London 1979,

S. 94).


definiert ist. Demzufolge zählt Poulantzas unproduktive Arbeiter zu einer


" ... neuen Kleinbourgeoisie."

(Ebenda, S. 290).


Das würde bedeuten, dass nach Poulantzas


" ... Lohnempfänger im Handel, in der Werbung, im Rechnungswesen, bei den

Banken und Versicherungen ... nicht zur Arbeiterklasse gehören."

(Ebenda, S. 211f).


Auch


" ... Ingenieure und Techniker gehören nicht zur Arbeiterklasse."

(Ebenda, S. 250).


Marx betonte jedoch, dass der Unterschied zwischen produktiver und unproduktiver

Arbeit


" ... nichts ... mit der besonderen Eigenart der Arbeit ... zu tun hat."

(Karl Marx: 'Theorien über den Mehrwert', Teil 1, Moskau, ohne Jahr, S. 156).


Die gleiche Arbeit kann produktiver oder unproduktiver Natur sein:


"Dieselbe Arbeit kann produktiv sein, wenn ich sie als Kapitalist kaufe und

sie kann unproduktiver Natur sein, wenn ich sie als Konsument erwerbe."

(Ebenda, S. 160f).


So ist zum Beispiel ein Lehrer an einer Privatschule mit produktiver Arbeit beschäftigt,

weil seine Arbeit für den Eigentümer der Schule einen Mehrwert abwirft. Ein Lehrer an

einer staatlichen Schule jedoch, der unter den gleichen Bedingungen arbeitet, ist mit

unproduktiver Arbeit beschäftigt, weil seine Arbeit keinen Mehrwert schafft.


Darüberhinaus versetzen viele Arten unproduktiver Arbeit wie die von Büroangestellten

in einer kapitalistischen Firma, die in der Produktion tätig ist,


" ... ihn (den Prinzipal - Verf.) in die Lage, auch wenn sie keinen Mehrwert er-

zeugen, sich einen Mehrwert anzueignen, was letztendlich in Bezug auf sein Ka-

pital auf das Gleiche hinausläuft. Sie sind deshalb für ihn eine Quelle des Pro-

fits.

Die unbezahlte Arbeit des im Handel tätigen Lohnarbeiters sichert ihm einen

Teil des Mehrwerts für das Handelskapital."

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 3, Moskau 1974, S. 294).


Selbst Poulantzas muss zugeben, dass beschäftigte unproduktive Arbeiter


" ... selbst ausgebeutet werden und dass ihre Gehälter der Reproduktion ihrer

Arbeitskraft entsprechen."

(Nicos Poulantzas: Ebenda, S. 212).


Lenin betont ebenfalls, dass kaufmännische Angestellte zum Proletariat zählen:


"Der Lohnarbeiter in der Landwirtschaft gehört zur gleichen Klasse wie der

Lohnarbeiter in einer Fabrik oder einem Handelsunternehmen."

(Wladimir I. Lenin: 'Die Trudowiken und Arbeiterdemokraten', in: 'Gesammelte

Werke', Band 18, Moskau 1965, S. 39).


Deshalb hat die Frage, ob ein Beschäftigter mit einer produktiven oder unproduktiven

Arbeit zu tun hat, keine Bedeutung für die Frage, ob er zum Proletariat gehört oder nicht.


Wie der US-amerikanische Soziologe Erik Wright bemerkt,


"läuft Poulantzas Verfahren letztendlich darauf hinaus, dass die Ideologie selbst

zum entscheidenden Kriterium für die Klassenzugehörigkeit wird."

(Erik O. Wright: 'Klasse, Krise und der Staat', London 1978, S. 59).



Die 'Arbeiteraristokratie'



In entwickelten kapitalistischen Ländern


" ... ist die Bourgeoisie durch die Ausplünderung der kolonialen und schwachen

Nationen in die Lage versetzt worden, die obere Schicht des Proletariats mit Krü-

meln von den Superprofiten zu korrumpieren."

(Wladimir I. Lenin: 'Programmentwurf der RKP, B, in: 'Gesammelte Werke', Band

29, Moskau 1965, S. 104).


Superprofite sind die Profite aus Auslandsinvestitionen, Profite, die


" ... oberhalb und jenseits der Profite, die die Kapitalisten aus den Arbeitern

ihrer 'Heimat'länder herauspressen, erzielt wurden."

(Wladimir I. Lenin: 'Vorwort zur französischen und deutschen Ausgabe von 'Der

Imperialismus - das höchste Stadium des Kapitalismus', in: 'Ausgewählte Werke',

Band 5, London 1935, S. 12).


Beschäftigte, die einen Teil solcher Superprofite erhalten, bilden


" ... die 'Arbeiteraristokratie'."

(Ebenda).


Sie setzt sich aus Arbeitern zusammen,

" ... die, was ihre Lebensführung, ihr Einkommen und ihre Ansichten angeht,

ziemlich kleinbürgerlich geworden sind."

(Ebenda).


Sie fungieren als


" ... die wichtigste soziale ... Stütze der Bourgeoisie. Sie sind die eigentlichen

Agenten der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterbewegung, die Arbeiterleutnants

der kapitalistischen Klasse."

(Ebenda).


Schon 1892 unterscheidet Engels


" ... zwischen einer 'schmalen, privilegierten und geschützten Minderheit' auf der

einen und der 'großen Masse' von Arbeitern auf der anderen Seite."

(Martin Nicolaus: 'Die Theorie der Arbeiteraristokratie', in: 'Monthly Review' -

Monatsrundschau - Band 21, Nr. 11, April 1970, S. 92).


Sie besteht hauptsächlich aus


" ... qualifizierten Männern, die eine Lehre abgeschlossen hatten, ... die Gewerk-

schafter waren."

(Alexej N. Rumjantsew, Hrsg.: 'Der Aufbau der Arbeiterklasse', Neu Delhi 1963,

S. 81).


"Die Ingenieure, Zimmerleute, Schreiner und Maurer bilden eine Aristokratie in

der Arbeiterklasse."

(Friedrich Engels: Vorwort zur englischen Ausgabe von: 'Die Bedingungen der Ar-

beiterklasse in England', London 1969).


Im Zuge der Entwicklung des Kapitalismus verwischten sich


" ... die Grenzlinien zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern in einer zuneh-

menden Zahl von Berufen immer stärker", ..

(Charles More: 'Qualifizierung und englische Arbeiterklasse', London 1980, S. 231).


..mit der Folge,


" ... dass die Zunahme an qualifizierten Berufen, die nicht über eine Lehre entstan-

den, die Bedeutung dieser Ausbildungsmethode verringerte - einst eine der beson-

deren Markenzeichen der Arbeiteraristokratie" ..

(Ebenda).

..und


" ... das Anwachsen der nicht über die Lehre erworbenen Qualifikationen verwässer-

te die Arbeiteraristokratie."

(Ebenda).


Deshalb hat die Arbeiteraristokratie die Tendenz zu schrumpfen:


"Die Tendenz dieser Schicht (der Arbeiteraristokratie - Verf.) besteht darin zu

schrumpfen."

(Alexej M. Rumjantsew: Ebenda, S. 104).


Einige 'Neo-Marxisten' trennen die Arbeiteraristokratie vom Proletariat. Die in London an-

sässige 'Finsbury Communist Association' nimmt an, dass in Großbritannien


" ... das Proletariat aus Arbeitern besteht, die von Löhnen leben, die das Existenz-

minimum bilden oder sich darunter befinden."

(Finsbury Communist Association: 'Klasse und Partei in Großbritannien', London

1966, S. 4).


Anders Lenin: Er sieht die Arbeiteraristokratie als Bestandteil des Proletariats, als


" ... eine besondere Schicht der Arbeiterklassse", ..

(Wladimir I. Lenin: 'Der Imperialismus und die Spaltung im Sozialismus', in: 'Ge-

sammelte Werke', Band 11, London 1943, S. 752).


..als


" ... eine unbedeutende Minderheit des Proletariats", ..

(Wladimir I. Lenin: 'Der Zusammenbruch der Zweiten Internationale', in: 'Ausgewähl-

te Werke', Band 5, London 1935, S. 183).


..als


" ... Teile der Arbeiterklasse in den unterdrückenden Nationen" ..

(Wladimir I. Lenin: 'Eine Karikatur auf den Marxismus' und 'Imperialistischer Ökono-

mismus', in: 'Ausgewählte Werke', Band 5, London 1935, S. 291).


..und als


" ... die obere Schicht der Arbeiterklasse."

(Wladimir I. Lenin: 'Wie die Bourgeoisie Renegaten benutzt', in: 'Ausgewählte Wer-

ke', Band 30, Moskau 1965, S. 34).



Die Polarisierung in der kapitalistischen Gesellschaft



Wegen des geringen Umfangs der Produktionsmittel, die sie unter ihrer Kontrolle haben,

laufen die Kleinbürger ständig Gefahr, ins Proletariat abzurutschen:


"Die unteren Schichten des Mittelstandes ... sinken allmählich ins Proletariat ab,

teils weil ihr winziges Kapital ... durch die Konkurrenz mit den großen Kapitalisten

untergeht, teils weil ihre spezialisiertes Geschick durch neue Methoden der Produk-

tion entwertet wird. Aus diesem Grunde rekrutiert sich das Proletariat aus allen

Klassen der Bevölkerung."

(Karl Marx & Friedrich Engels: 'Manifest der Kommunistischen Partei', in: Karl Marx:

'Gesammelte Werke', Band 1, London 1943, S. 213).


"Die Arbeiterklasse erhält Rekruten aus den höheren Schichten der Gesellschaft.

Eine Masse von Kleinunternehmern und Kleinrentiers wird in ihre Reihen geschleu-

dert."

(Karl Marx: 'Lohnarbeit und Kapital', in: 'Ausgewählte Werke', Band 1, London 1943,

S. 280).


Die alten, einst hoch angesehenen bürgerlichen Berufe werden zunehmend proletarisiert:


"Die Bourgeoisie hat jeder Profession, die bislang hoch angesehen und mit Ehr-

furcht bedacht war, den Heiligenschein abgerissen. Sie hat den Arzt, den Rechts-

anwalt, den Priester, den Dichter, den Mann der Wissenschaft zu einem bezahlten

Lohnarbeiter gemacht."

(Karl Marx & Friedrich Engels: 'Manifest der Kommunistischen Partei', in: Karl Marx:

'Ausgewählte Werke', Band 1, London 1943, S. 208).


In dem Maße, wie sich die kapitalistische Gesellschaft entwickelt, polarisiert sie sich

immer stärker in zwei Grundklassen: in reiche Bourgeois und arme Proletarier:


"Die Gesellschaft als Ganze teilt sich immer mehr auf ... in zwei große Klassen, die

sich direkt gegenüberstehen - Bourgeoisie und Proletariat."

(Ebenda, S. 205f).


"Anhäufung von Reichtum an dem einen Pol bedeutet gleichzeitig Zunahme des

Elends, der Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalität, des moralischen Nie-

dergangs auf dem gegenüberliegenden Pol."

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 1, Moskau 1959, S. 604).


Das Proletariat ist


" ... eine Klasse, die ständig an Zahl zunimmt."

(Ebenda, S. 715).



Der Umfang der Arbeiterklasse in Großbritannien



Wenn man das oben skizzierte theoretische Fundament zugrundelegt, ist es möglich,

in etwa den sich wandelnden Umfang der britischen Arbeiterklasse einzuschätzen.


Der Umfang der Arbeiterklasse ändert sich unter anderem durch das, was man 'soziale

Mobilität' nennt, also durch Bewegungen nach unten zur Arbeiterklasse von der Bourgeoi-

sie und Kleinbourgeoisie und (seltener) durch eine Bewegung nach oben von der Arbeiter-

klasse hin zur Kleinbourgeoisie und zur Bourgeoisie. Marx weist darauf hin, dass eine sol-

che nach oben gerichtete Mobilität das kapitalistische System stärkt:


"Der Umstand, dass jemand ohne Geld, aber mit Energie, Gediegenheit, Fähig-

keiten und Geschäftssinn ausgestattet, zum Kapitalisten wird, ... wird von den

Befürwortern des kapitalistischen Systems sehr bewundert. Obwohl dieser Um-

stand ständig eine unerwünschte Zahl von neuen Glücksrittern ... in Konkurrenz

zu den bereits existierenden individuellen Kapitalisten bringt, stärkt er dennoch

die Vorherrschaft des Kapitals selbst, weitet seine Basis aus und versetzt es

in die Lage, immer neue Kräfte für sich aus dem Untergrund der Gesellschaft

zu rekrutieren. ... Je besser es einer herrschenden Klasse gelingt, die besten

Köpfe einer beherrschten Klasse für sich zu gewinnen, umso stabiler und ge-

fährlicher wird ihre Herrschaft."

(Karl Marx: 'Das Kapital', Band 3, London 1974, S. 600f).


Die Entwicklung der modernen kapitalistischen Gesellschaft begünstigt jedoch die ab-

wärts gerichtete Mobilität und erschwert die aufwärts gerichtete Mobilität:


"Der Weg zum gehobenen Management über die Laufbahn eines Technikers

... wird zunehmend durch die direkte Einstellung von Hochschulabgängern als

Management-Nachwuchs behindert."

(Bob Carter: 'Kapitalismus, Klassenkonflikte und der neue Mittelstand', London

1985, S. 102f).


Die unten aufgeführten Zahlen beziehen sich auf Großbritannien (England, Wales und

Schottland) im Jahre 1951 beziehungsweise im Jahre 1991:

1951 1991


Bevölkerung 48,85 Mio (= 100%) 56,21 Mio (= 100%)


Arbeitende Bevölkerung 22,58 Mio (= 46,2%) 27,82 Mio (= 49,5%)


Nichtarbeitende Bev. 26,28 Mio (= 53,8%) 28,39 Mio (= 50,5%)


Arbeit'geber' und

Selbständige 1,58 Mio (= 3,2%) 3,08 Mio (= 5,5%)


Manager usw. 758.000 (= 1,5%) 3,03 Mio (= 5,4%)


Vorarbeiter, Aufsichts-

personal usw. 812.000 (= 1,6%) 988.000 (= 1,8%)


Streitkräfte 827.000 (= 1,7%) 298.000 (= 0,5%)


Polizei 70.000 (= 0,1%) 139.000 (=0,2%)


(Quellen: 'Statistische Jahresübersicht' von 1956 und 1995, London 1956 und

1995).


Auf der Grundlage der angeführten Zahlen und der oben vorgenommenen Analyse

ist es möglich, den Umfang des beschäftigten Proletariats in Großbritannien für die

Jahre 1951 bzw. 1991 in etwa folgendermaßen einzuschätzen:


1951 1991


Arbeitende Bevölkerung 22,58 Mio 27,82 Mio


abzüglich Arbeit'geber' und

Selbständige 1,58 Mio 3,08 Mio


abzüglich Manager usw. 748.000 3,04 Mio


abzüglich Vorarbeiter, Auf-

sichtspersonal usw. 812.000 988.000


abzüglich Streitkräfte 827.000 298.000


abzüglich Polizei 70.000 139.000


--------------- ----------------


abzüglich insgesamt 4,04 Mio 7,53 Mio



Hieraus ergeben sich die Zahlen für den Umfang des beschäftigten Proletariats:

1951: 18,58 Mio und 1991: 20,28 Mio. Diesen Zahlen entsprechen 82,5% (1951) und

72,9% (1991) von der gesamten beschäftigten Bevölkerung.


Wir gehen davon aus, dass der proletarische Anteil an der nicht beschäftigten Bevöl-

kerung den gleichen Anteil ausmacht wie an der beschäftigten Bevölkerung. Hierdurch

erhalten wir folgende Zahlen für das nicht beschäftigte Proletariat: 1951: 21,58 Mio und

1991: 20,70 Mio.


Hieraus gewinnen wir die Zahlen für den gesamten Umfang des britischen Proletariats:

1951: 40,11 Mio (=82,1%) und 1991: 40,98 Mio (=72,1%) von der gesamten Bevölkerung.



Hinweis des Übersetzers:


Die Bibliografie, die William B. Bland zu dieser Analyse erstellte, wurde von 'Communist

Party Alliance' nicht veröffentlicht.