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Mátyás Rákosi

 

 

Die jugoslawischen Trotzkisten,

Sturmtrupp des Imperialismus

 

 

"Es ist noch kein Jahr her, seit das Informationsbüro der Kommunistischen und Arbeiterparteien feststellte, dass 'die jugoslawischen Leiter in starker Überschätzung der inneren nationalen Kräfte und Möglichkeiten Jugoslawiens glauben, sie könnten die Unabhängigkeit Jugoslawiens erhalten und den Sozialismus aufbauen, ohne Unterstützung durch die kommunistischen Parteien der anderen Länder, ohne Unterstützung durch die volksdemokratischen Länder, ohne Unterstützung durch die UdSSR. Sie glauben, dass das neue Jugoslawien ohne die Hilfe dieser revolutionären Kräfte auskommen könne'.

 

Der Gang der Ereignisse hat gezeigt, dass es sich heute bei den jugoslawischen Verrätern schon nicht mehr um eine Überschätzung der Kräfte oder um Irrtümer handelt. Im Laufe von elf Monaten ist die Bande Titos zu einem der aktivsten Sturmtrupps im Lager der Feinde des sozialistischen Aufbaus, der Feinde der internationalen Friedensfront geworden. Der Hass der Imperialisten gegen die Erbauer des Sozialismus wird bei den jugoslawischen Führern noch verstärkt durch das böse Gewissen, das sie als Verräter haben, und durch jene grenzenlose Gemeinheit und Prinzipienlosigkeit, die für Trotzkisten charakteristisch ist.

 

Im vorigen Sommer, nach der Resolution des Informationsbüros, sprachen die jugoslawischen Trotzkisten noch von einem 'Missverständnis', von 'unrichtigen Informationen' und versicherten der Arbeiterklasse Jugoslawiens, sie würden trotz des Bruchs mit den volksdemokratischen Ländern und der Sowjetunion den Sozialismus aus eigener Kraft aufbauen.

 

Seither haben die Tito-Leute diese 'Theorie' als unbrauchbar fallen gelassen. Jetzt stützen sie sich immer unverhüllter auf die westlichen Imperialisten. Der Arbeiterklasse ihres Landes versuchen sie aber zu beweisen, die Volksdemokratien hätten 'Jugoslawien seinem Schicksal überlassen' und dadurch 'gezwungen', sich auf die Kapitalisten zu stützen. Aber die jugoslawischen Arbeiter können mit Recht die Frage stellen: Wie kommt es, dass die gleichen Imperialisten, die mit allen Kräften den Aufbau des Sozialismus in den volksdemokratischen Ländern und der Sowjetunion zu verhindern suchen, auf einmal so großzügig den Aufbau des titoschen 'Sozialismus' unterstützen? Tito und seine Clique rechtfertigen sich damit, dass auch die Volksdemokratien 'Handelsbeziehungen mit den Imperalisten haben'. Sie erwähnen bloß nichts davon, wie bei diesem Handel die Imperialisten sorgfältig darauf achten, dass unter die Waren, die sie verkaufen, nicht solche geraten, die die Verteidigungsfähigkeit der Volksdemokratien stärken könnten. Und die volksdemokratischen Länder ihrerseits behalten das im Auge.

 

Jugoslawien dagegen verkauft den Imperialisten in erster Linie kriegswichtige Rohstoffe, Nichteisenmetalle und dergleichen und erhält im Austausch dafür Materialien und Maschinen, deren Ausfuhr in die volksdemokratischen Länder, die wirklich den Sozialismus aufbauen, streng verboten ist. In einem Bericht vom 11. Mai zählt der 'Daily Telegraph' und die 'Morning Post' alle für militärische Zwecke bestimmten Materialien auf, die Tito kaufen kann, darunter 1500 Tonnen legierte Stahlplatten, 700 Flugzeugmotoren und Ähnliches.

 

Im Zusammenhang mit den Veränderungen, die sich in Jugoslawien infolge von Titos Verrats vollzogen haben, hat sich auch die Haltung des kapitalistischen Westens von Grund auf gewandelt. Im vorigen Sommer konnte man nach der Veröffentlichung der Resolution des Informationsbüros in der imperialistischen Presse viele Wochen lang in warnenden Aufschriften lesen, man müsse sich Titos Farbenwechsel gegenüber vorsichtig verhalten, denn das sei irgendein neuer kommunistischer Kniff, mit dessen Hilfe man das 'schwarze Schaf' Jugoslawien in den kapitalistischen Schafstall einschmuggeln wolle. Die Veröffentlichung derartiger 'Warnungen' ist schon längst eingestellt worden. An ihrer Stelle erscheinen immer häufiger 'Gebrauchsanweisungen', die das Ziel haben, maximalen Nutzen für die Imperialisten aus dem Verrat Titos und seiner Clique herauszuschlagen und gleichzeitig zu ermöglichen, dass Tito sich im eigenen Land nicht so schnell diskreditiert. Der 'Economist', das Organ des englischen Großkapitals, schreibt am 26. März: 'Jeder britische oder amerikanische Versuch, Tito bei der Überwindung seiner wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu helfen, muss sorgfältig von dem Gesichtspunkt aus bewertet werden, ob Tito dabei seine Widerstandsfähigkeit in Bezug auf die gegen ihn gerichteten politischen Kräfte wahren kann.' Und mit einem Seufzer fügt er hinzu: 'Eine solche exakte Wertung ist bei weitem keine leichte Aufgabe.'

 

In diesem Zusammenhang ist das Verhalten der jugoslawischen Verräter in der Organisation der Vereinten Nationen bezeichnend. Die Imperialisten blinzeln einander verständnisvoll zu und nehmen zur Kenntnis, dass die Tito-Leute in einer ganzen Reihe von Fragen gemeinsam mit den Volksdemokratien übereinstimmen. Die Imperialisten begreifen, dass ihnen das mit Zins und Zinseszins vergolten wird, denn Tito kann einen Teil seines Volkes irreführen, wenn er sagt: 'Seht, wir gehören doch immerhin zu den sozialistischen Ländern.'

 

Es kommt natürlich vor, dass durch Ungeschicklichkeit und Plumpheit dieses gegenseitige Einverständnis ans Tageslicht kommt, wie dies z. B. mit den Geheimverhandlungen zwischen Tito und der faschistischen Regierung Griechenlands der Fall war. Jugoslawien grenzt an vier volksdemokratische Länder, und die Tito-Leute sind natürlich nicht darauf erpicht, dass durch den Sieg der griechischen Freiheitskämpfer ein fünftes volksdemokratisches Land neben Jugoslawien erscheint. Darum begannen sie Geheimverhandlungen mit den griechischen Faschisten. Aber der Athener Außenminister Tsaldaris informierte die Presse verfrüht über seine Hoffnung, Marschall Tito bald als Verbündeten des griechischen Königs begrüßen zu können. Diese Enthüllung war für Tito natürlich recht unangenehm, und die 'Daily Mail' forderte am 14. April mit Entrüstung 'mehr Takt' in Bezug auf Tito.

 

Derartige kleine Fehlgriffe ändern nichts an der Tatsache, dass die Außenpolitik Titos und der antisozialistische 'Kalte Krieg' der Imperialisten in einem inneren Zusammenhang stehen und einander ergänzen. Wenn zum Beispiel die amerikanischen Imperialisten es für angebracht halten, die Kriegshysterie zu verstärken, fällt Tito mit seinen bescheidenen Mitteln in dies Orchester ein: in Jugoslawien wird Verdunkelung durchgeführt, eine Truppenverschiebung findet statt usw.

 

Die Imperialisten begrüßen die Mitarbeit Titos mit Freuden, und die ganzen Verleumdungen, die man in Belgrad gegen die Volksdemokratien fabriziert, werden vom Runkfunk und der Presse Amerikas und Englands hundertfach verstärkt weitergegeben. Dabei machen sie unter sich natürlich kein Hehl aus ihrer Verachtung für Tito. Die amerikanischen Zeitschrift 'Newsweek' schrieb am 25. April ironisch: 'Der keusche Tito entblößt sich vor seinen kapitalistischen Rettern.' Der 'Economist' verbreitet sich, um seine Leser aufzuklären, ausführlich über das von der Tito-Clique ausgestreute Märchen, die Sowjetunion hätte Jugoslawien Industriewaren zu überhöhten Preisen verkauft. Es ist für den jugoslawischen Arbeiter schwer, den in Kartoffeln oder Mais ausgedrückten Preis einer Schreibmaschine oder Drehbank mit den Weltmarktpreisen zu vergleichen. Aber der 'Economist' nahm diese Kontrolle vor und schrieb am 16. April dieses Jahres: 'Diese Preise sind bei weitem nicht so hoch, wie es die jugoslawische Propaganda darstellen möchte. So bedeutet zum Beispiel die Erklärung: 'Für eine Schreibmaschine mussten 3000 kg Mais bezahlt werden', dass ihr Preis unter 40 Pfund Sterling liegt, während in England der Verkaufspreis einer Schreibmaschine etwa 65 Pfund beträgt.' Der Verfasser des Artikels macht sich lustig über die 'naive Empörung' der Tito-Leute und betont unzweideutig: 'Es ist zu bezweifeln, ob Britannien oder die Vereinigten Staaten bereit wären, Schaden zu erleiden, um der schwachen Industrie Jugoslawiens zu helfen.' Der 'Economist' hat mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass sich die Imperialisten die Lage Titos zunutze machen, um ihn zu erpressen, und dass Jugoslawien zum Beispiel jetzt England zur Deckung alter Schulden eine viel höhere Summe zahlt, als die Engländer zu erhalten hofften.

 

Dass die Imperialisten Tito nicht noch unverhülltere und umfassendere Hilfe leisten, hat zwei Gründe: Der erste ist, dass der Wert, den der Verrat der jugoslawischen Führer für die Imperialisten hat, in dem Maße sinkt, wie die jugoslawischen Arbeiter diesen Verrat zu begreifen beginnen. Der zweite Grund ist die Abneigung, ein unbekanntes Risiko einzugehen. Das Beispiel China hat den Imperialisten gezeigt, dass ein bedeutender Teil der Ausrüstung, die sie der Kuomintangarmee zur Verfügung gestellt hatten, in die Hände der chinesischen Volks- und Befreiungsarmee fiel. Die westlichen Imperialisten sind Realisten, sie rechnen damit, dass das jugoslawische Volk sich früher oder später von der Tito-Clique befreien wird,

 

So ist die Unterstützung durch die Imperialisten für Tito mit großen Unkosten verbunden. Die jugoslawischen Verräter müssen für die Kredite, die sie erhalten, den amerikanischen und englischen Kapitalisten große Privilegien einräumen und den Goldvorrat Jugoslawiens, der sich in Amerika und England befindet, als Pfand lassen. Für die militärische Ausrüstung müssen die Tito-Leute mit strategischen Rohstoffen zahlen.

 

Wachsen der Not und der nationalistischen Hetze

 

Dieser Gang der Ereignisse muss sich natürlich auf die innere Lage im Lande auswirken. Alle kapitalistischen Elemente, vom städtischen Schieber bis zum Großbauern im Dorfe, atmen heute wieder freier. Die jugoslawischen Trotzkisten stützen sich bei der Durchführung ihrer Politik, die gegen das Industrieproletariat gerichtet ist, das zum Kommunismus und zur Sowjetunion steht, in steigendem Maße auf die kapitalistischen Elemente. Das Resultat dieser arbeiter- und volksfeindlichen Politik Titos ist wachsende Spekulation und das Abfließen der Industriewaren und Lebensmittel aus dem System der allgemeinen Versorgung auf den schwarzen Markt. Als im Frühjahr vorigen Jahres einige Mitglieder des Politbüros der Partei der Ungarischen Werktätigen in Jugoslawien weilten, um sich mit der Lage bekanntzumachen, mussten sie zu ihrem Erstaunen feststellen, dass der Lebensstandard der Werktätigen dort unglaublich niedrig ist und die heimliche Propaganda der reaktionären Kräfte dies damit erklärt, dass viele Lebensmittel in die Sowjetunion und die volksdemokratischen Länder ausgeführt werden. Seither sind diese niederträchtigen Beschuldigungen zum ständigen 'Clou' der offiziellen Propaganda der Tito-Leute geworden.

 

Nach dem Bruch mit den volksdemokratischen Ländern hat sich die Versorgung der Werktätigen Jugoslawiens rapide verschlechtert. Das Großbauerntum und die Spekulanten fassen immer fester Fuß, die Lebensmittel und Industriewaren werden immer knapper. Der Mangel an Waren wird noch dadurch verstärkt, dass ein gewaltiger Teil von ihnen für die Versorung der Polizei, der Offiziere und der hohen Beamten verwendet wird.

 

In Briefen aus Jugoslawien klagen Werktätige darüber, dass Kinder keine Milch erhalten, während jeder General, wenn er verheiratet ist, täglich fünf Liter und wenn er Junggeselle ist, drei Liter erhält. Die Arbeiter bekommen Monate hindurch kein Fleisch zu sehen, aber die priviligierten Leute erhalten in speziellen Geschäften Fleisch, Fett und Butter in unbegrenzten Mengen. Die Empörung hierüber ist so groß, dass es vor den Geschäften oft zu Schlägereien zwischen den Frauen der Offiziere und Arbeiterfrauen kommt, so dass diese Geschäfte in letzter Zeit die Waren durch den Hintereingang auslieferten.

 

Während die Werktätigen Not leiden, schwimmen die höheren Kreise in Milch und Butter und sind die besten Lieferanten der Schieber. Wie weit die Tito-Clique gekommen ist, zeigt ein Artikel in der Schweizer Zeitung 'Er und Sie' vom 29. Februar, in dem ein von Tito veranstaltetes Souper beschrieben wird. Der Journalist, der zu diesem im ehemaligen Schlosse des Regenten Pavel eingeladen war, berichtet: 'In einem großen Saal stehen 300 Generäle, von Kopf bis Fuß mit Gold- und Silberstickereien und Orden bedeckt. Neben ihnen schöne Frauen in luxuriösen Abendkleidern. Die Kellner tragen schneeweiße Fracks mit goldenen Posamenten. Das alles ergibt ein Schauspiel, das an ein märchenhaftes Bild aus Hollywood erinnert. Die Tische biegen sich buchstäblich unter dem Gewicht riesiger goldener und silberner Platten mit Braten. Es werden 80 verschiedene Vorspeisen gereicht. Tokaier, Bordeaux, Frascati und natürlich Champagner gibt es im Überfluss.'

 

Aus Jugoslawien geflüchtete Genossen berichten, dass man, seit bei der Aufnahme der Kommunistische Partei die Großbauern bevorzugt werden, immer häufiger einen Kommunisten als Knecht bei einem kommunistischen Großbauern sehen kann oder einen ehemaligen Partisanen als Tagelöhner bei einem Großbauern, der früher Nedic oder Pavelic gedient hat. Das hindert aber Tito und seine Clique nicht, laut zu verkünden: 'Wir haben die Schaffung der Grundlagen beendet, jetzt können wir direkt an den Aufbau des Sozialismus gehen.'

 

Auf die Proteste der Arbeiter antworten die Trotzkisten in Jugoslawien mit Terror und Verhaftungen. Die hungrigen, unzufriedenen Arbeiter bedienen die Maschinen und Werkbänke schlecht und machen viel Ausschuss; die Trotzkisten aber sagen, dass die volksdemokratischen Länder schlechte Maschinen und Materialien geschickt haben. Aber das hilft nicht viel, und die Unzufriedenheit der Werktätigen wächst.

 

Tito und seine Clique möchten die Unzufriedenheit der werktätigen Massen gegen die Sowjetunion und die volksdemokratischen Länder richten und auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Werktätigen von den wahren Ursachen ihrer Nöte ablenken. Außerdem betreiben die jugoslawischen Verräter seit dem Bruch mit der Sowjetunion eine zügellose nationalistische Hetze. Alle Attribute des alten großserbischen Chauvinismus sind wieder aus den Archiven hervorgeholt worden, es wird eine wilde nationalistische Propaganda gegen die Ungarn, Bulgaren, Rumänen, Albaner und die anderen Nachbarvölker geführt. Der Ministerpräsident und Sekretär der Kommunistischen Partei Serbiens, Petr Stambolic, erklärte in seinem Rechenschaftsbericht vor der serbischen Skupschtina direkt, die Ungarische Republik wolle die Bacska wiedererobern, die Rumänen verlangten das Banat zurück. die Bulgaren Mazedonien und die Albaner Metoja. Tonangebend in dieser nationalistischen Propaganda ist Tito. Am 15. Mai hielt er auf der Parteiversammlung der Gardedivision eine niederträchtige Hetzrede, die von Wendungen strotzte wie: 'Jugoslawien hat den Ungarn nach all ihren Missetaten die Hand des Friedens gereicht. Sie aber fallen heute in der gemeinsten Weise über Jugoslawien her.' usw. Es ist eine beliebte Methode des Nationalisten Tito, die Verbrechen Horthys der Volksdemokratie zuzuschreiben.

 

Die Tito-Leute schüren den Chauvinismus nicht nur ihren Nachbarn gegenüber. Innerhalb der Tito-Clique bestand auch früher schon Einverständnis darüber, dass den ersten Platz in Jugoslawien die Serben, Kroaten und Slowenen einnehmen sollen. Seit dem Verrat Titos hat sich die Unterdrückung der nationalen Minderheiten außerordentlich verstärkt. In Montenegro, Bosnien und der Vojvodina werden die einheimischen Funktionäre in steigendem Maße als 'unzuverlässig' verdrängt und an ihre Stelle vorwiegend großserbische Chauvinisten gesetzt. Indessen auch das Gebäude der serbisch-kroatisch-slowenischen Einheit kracht in seinen Fugen, denn in Kroatien und Slowenien ist ebenfalls der Chauvinismus aufgeflammt. Flüchtlinge aus Jugoslawien berichten, dass der großserbische Chauvinismus ebenso wie zu Zeiten des Königtums die übrigen Völker des Landes unterdrückt.

 

Im Zusammenhang hiermit sind wieder Persönlichkeiten des alten Regimes aufgetaucht, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten. Der ehemalige Ministerpräsident der königlichen Regierung, Mischa Trifunovic, der berüchtigte Staatsanwalt Lasitsa Markovic, der ehemalige Polizeihauptmann Toso Miatov, die Leiter des aufgelösten 'Sokol' und anderer nationalistischer Organisationen spielen wieder eine Rolle.

 

Provokateure und Spione

 

Die Beziehungen zwischen Jugoslawien und seinen Nachbarn werden immer gespannter. Die Provokationen und Zwischenfälle von Seiten Jugoslawiens werden immer häufiger und herausfordernder. Wie jetzt feststeht, begann die Spionage und Wühlarbeit Titos gegen die volksdemokratischen Länder und die Sowjetunion nicht im vorigen Sommer oder im Herbst 1947, sondern bedeutend früher.

 

Im August vorigen Jahres verhafteten die Organe des staatlichen Sicherheitsdienstes der Ungarischen Volksrepublik den Presseattaché der jugoslawischen Botschaft in Budapest, Boarov; er hatte auf Befehl seiner Vorgesetzten Milos Moic ermordet, der sich für die Resolution des Informationsbüros erklärte. Boarov gestand, dass er Polizeispitzel gewesen sei. Im April 1947 hatte man ihn in die Personalabteilung des ZK der Kommunistischen Partei Jugoslawiens gerufen; dort hatte Vidic, der Sekretär der Parteileitung der Vojvodina, ihm mitgeteilt, dass seine Vergangenheit bekannt geworden sei und er nur dann begnadigt werden würde, wenn er sich bereit erklärte, der Geheimpolizei Titos, der UDB, entsprechende Dienste zu leisten. Der Spitzel Boarov hatte bereitwillig seine Zustimmung gegeben. Darauf hatte man ihn noch im April des gleichen Jahres in die Budapester Botschaft berufen, damit er in Ungarn ein Netz der jugoslawischen Spionage schaffe. Das war, ich wiederhole, im April 1947. Boarov sagte aus, dass ihm unter anderem der Befehl erteilt worden sei, 'dafür zu arbeiten, dass die Politik der Sowjetunion in Ungarn ihre Popularität einbüße, das heißt die in Jugoslawien herrschende geheime antisowjetische Politik durchzuführen.' Boarov machte ausführliche Angaben darüber, wie er Spione anwarb, wie er die Arbeit der Ungarisch-Sowjetischen Gesellschaft für kulturelle Verbindungen zu desorganisieren suchte und Moic ermordete.

 

Die Ungarische Volksrepublik verhielt sich der Regierung Titos gegenüber völlig loyal. Erst im Frühjahr 1948 begannen wir zu argwöhnen, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Nach dem Verrat Titos prüften wir sorgfältig die Tätigkeit seiner Kreaturen in Ungarn. Wir untersuchten zum Beispiel den Fall Anton Rob. Eine Zeitlang war dieser Provokateur Sekretär der Zagreber Parteiorganisation, aber dann fiel er in die Hände der Budapester Horthy-Polizei, und es entstand der Verdacht, dass er den Faschisten eine Anzahl von Genossen verraten hätte. Nach der Befreiung Ungarns wurde sein Fall den jugoslawischen Vertretern zur Untersuchung übergeben. Sie teilten nach einiger Zeit mit, dass Rob sich rehabilitiert hätte, und schlugen vor, ihn zum Leiter des Antifaschistischen Bundes der Jugoslawen in Ungarn zu machen. Er wurde ins Parlament geschickt.

 

Nach der Veröffentlichung der Resolutionen des Informationsbüros flüchtete Rob nach Jugoslawien, und erst danach stellte sich heraus, dass die jugoslawischen Behörden ihn mit der gleichen Aufgabe nach Ungarn geschickt hatten wie Boarov. Es wurde festgestellt, dass Rob bei der Gründung des Antifaschistischen Bundes der Jugoslawen Ungarns jugoslawische Großbauern angeworben hatte und sogar für die Ausweisung vorgemerkte Schwaben (Kolonisten deutscher Abstammung). Für die Ziele der Spionageorganisationen, die Rob unter dem Aushängeschild des Antifaschistischen Bundes in Ungarn schuf, waren sie natürlich die geeignetsten Leute.

 

Wir führten ein weiteres Beispiel an: den Fall von Anatal Bán, dem ehemaligen sozialdemokratischen Industrieminister, der später nach der Schweiz flüchtete. Im Jahre 1946 wurde aus der Stadt Novi Sad, wo sich Bán im Jahre 1942 nach der Okkupation aufhielt, mitgeteilt, dass er Polizeispitzel gewesen sei. Man wandte sich an die jugoslawischen Vertreter mit der Bitte, dies nachzuprüfen. Es erfolgte die Antwort, dass dieser Verdacht unbegründet sei. Hiernach bestand kein Grund, Einwände dagegen zu erheben. dass Bán, der fließend serbisch spricht, sich aktiv an der Tätigkeit des jugoslawischen Antifaschistischen Bundes beteiligte. Er war auch der Verfasser mehrerer jugoslawisch-ungarischer Abkommen, durch die Ungarn eine Reihe schwerer Verpflichtungen zur Unterstützung des jugoslawischen Fünfjahrplans auf sich nahm. Heute ist bereits genau festgestellt, dass Bán tatsächlich im Dienst der Horthy-Polizei stand, aber die Tito-Clique warb ihn ebenso an wie Boarov (der übrigens in seinen Aussagen ausführlich über die Tätigkeit Báns berichtete). Mehrere Beamte der Ungarischen Volksrepublik begannen zu bemerken, dass die Erfüllung der Verträge immer unvorteilhafter für Ungarn wurde und dass gleichzeitig die Wirtschaftsvertreter Jugoslawiens aus den Verträgen vorteilhafte Bestellungen ausschlossen und sie englischen und anderen kapitalistischen Firmen gaben, während sie Ungarn unvorteilhafte Aufträge erteilten. Das nahm solchen Umfang an, dass eine unserer Delegationen Tito selbst davon Mitteilung machte und um seinen Beistand bat. Tito versicherte unseren Vertretern heuchlerisch, es könne sich hier nur um allzu großen Eifer handeln oder um Fehler unserer Instanzen. Heute ist klar, dass es eine Direktive von oben war.

 

Heute steht fest, dass die verräterische Tätigkeit Titos schon vor sehr langer Zeit begonnen hat. Fest steht ferner, dass die Behauptung, der böse Geist des Verrats sei nicht Tito, sondern jemand anders, der Tito verführte, ebenso ein Märchen ist wie die Erklärung, Jugoslawien baue jetzt den Sozialismus auf. Titos Verrat hat tiefe Wurzeln, aber erst jetzt treibt der aus ihnen hervorgegangene giftige Baum Blüten.

 

An unseren Südgrenzen haben die Tito-Leute ein wahres Netz von Durchgangsstellen für Spione geschaffen. Nach der Veröffentlichung der Juni-Resolution des Informationsbüros änderte der trübe Strom von Spionen des Imperialismus, Spekulanten und ehemaligen Gendarmeoffizieren, der bis dahin nach Westen geflossen war, auf einmal sein Richtung - er bog nach Jugoslawien ab. Die jugoslawischen Behörden geben die Überläufer entweder an die englischen Spionageorganisationen weiter (falls sie bereits in deren Auftrag gearbeitet hatten) oder schaffen sie nach entsprechender Bearbeitung nach Ungarn.

 

Diese nach Ungarn gesandten Spione sagen stets aus, dass der jugoslawische Spionagedienst ihnen den Auftrag gegeben habe, Nachrichten über die Sowjetvertretungen in Ungarn, die ungarische Armee und die ungarische Wirtschaft zu sammeln. Das Hinüberschicken von Spionen geht Hand in Hand mit Grenzzwischenfällen. Diese Provokationen fallen zeitlich mit internationalen oder innerungarischen Ereignissen zusammen. Wir können immer schon vorher ungefähr berechnen, wann sie zu erwarten sind. Vor den jüngsten Wahlen war unsere Südgrenze buchstäblich belagert. Es gab Wochen, in denen 100 Spione und mehr herübergeschickt wurden. Die jugoslawischen Posten feuern auf unsere Grenzwachen, die die Spione festnehmen. Eine solche Provokation fand zum Beispiel am 14. Mai, dem Vorabend der Wahlen, statt, und in den letzten drei Wochen wurden fünf unserer Grenzposten getötet.

 

Aber die schändlichen Mörder begnügten sich nicht damit, das Blut unschuldiger Menschen zu vergießen. Sie suchen diese Morde noch auszuschlachten, um daraus Anklagen gegen Ungarn zu konstruieren. Mit grenzenloser Niedertracht verkündet der Belgrader Rundfunk: 'Die ungarischen Anhänger des Informationsbüros haben eine systematische Hetze begonnen, die von Worten zu feindseligen Handlungen übergegangen ist und das Ziel hat, die Ermordung ungarischer Soldaten an der Grenze zu provozieren.'

 

Das werktätige Volk Jugoslawiens, vor allem jene einflussreiche Schicht der Arbeiterklasse, die der Sache des Sozialismus und des proletarischen Internationalismus unveränderlich die Treue hält, hört begierig die Sendungen des Moskauer und Budapester Rundfunks und der anderen demokratischen Sender. Die Tito-Leute versuchen dem entgegenzuwirken, indem sie alle, die die Sender der Sowjetunion und der volksdemokratischen Länder hören, aufs Grausamste verfolgen.

 

Das heutige Jugoslawien ist ein typischer Polizeistaat, in dem die Trotzkisten-Clique ihre Herrschaft mit Methoden aufrecht erhält, die sie bei der Gestapo entliehen hat und mit Hilfe von Gestapoagenten durchführt. Die Partei der Ungarischen Werktätigen ist gemeinsam mit allen Bruderparteien nach Kräften bemüht, die jugoslawischen Werktätigen über die Wahrheit aufzuklären. Wir werden auf Schritt und Tritt die Tito-Clique als Verräter und Agenten des Imperialismus entlarven, besonders die niederträchtige Methode, mit deren Hilfe die Tito-Leute unter dem Vorwand, dass sie den Sozialismus aufbauen, die Imperialisten unterstützen. Den Industriearbeitern und Jugendlichen, die von der Tito-Clique unter Missbrauch des Patriotismus und des Strebens dieser Menschen zum Sozialismus irregeführt werden, muss unbedingt klargemacht werden, dass man sie ausbeutet und dass es nicht dem Aufbau des Sozialismus dient, wenn man sie zwingt, mehr Kupfer und Blei zu produzieren, mehr Holz zu fällen, sondern dies im Interesse der Todfeinde des Sozialismus, der Imperialisten, geschieht. Den Helden, die aufopferungsvoll die Unterdrücker bekämpfen, senden wir unseren brüderlichen Gruß. Wir wissen, dass im Herzen dieser Kämpfer die gleiche Flamme, die gleiche Entschlossenheit brennt, die sie zu so vielen Heldentaten im Kampf gegen den Faschismus begeisterte und ihnen die Dankbarkeit der ganzen fortschrittlichen Menschheit gewonnen hat.

 

Diese Flamme brennt auch heute. Sie ist eine zuverlässige Gewähr dafür, dass das Schreckensregime, das heute in Jugoslawien unter Titos Leitung von den niederträchtigen Verrätern am Sozialismus ausgeübt wird, nicht von langer Dauer ist. Es wird zugrunde gehen, und das werktätige Volk Jugoslawiens wird triumphierend in die große Familie der Völker zurückkehren, die den Sozialismus aufbauen."

 

(Aus: 'Für dauerhaften Frieden, für Volksdemokratie', Zeitschrift des Kominformbüros, 1. Juni 1949)