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Britische & Irische Kommunistische Organisation:

 

'Die Kommunistische Partei Chinas und der 20. Parteitag der KPdSU'

(Aus: 'Revolutionary Democracy', April 2000, http://www.revolutionarydemocracy.org/rdv6n1/bico.htm)

 

Nachdruck einer Erklärung der beiden Organisationen aus dem Jahre 1970, mit Anmerkungen des Übersetzers

 

 

1.

 

Die Frage des Maoismus oder die der Mao-Tse-tung-Ideen ist für die antirevisionistische Bewegung von großer Bedeutung. Der Neunte Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas gibt Anlass, dieser Frage nachzugehen, um einschätzen zu können, ob die Schriften Mao Tse-tungs eine umfassende theoretische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus darstellen, die der internationalen kommunistischen Bewegung in der gegenwärtigen Periode, ähnlich wie die Schriften Lenins nach der Trennung von 1914 (vom Opportunismus und Revisionismus in der Sozialdemokratie - Übers.) als angemessener Wegweiser dienen können oder nicht.

 

In diesem Dokument wird das Verhältnis von Mao Tse-tung und der Kommunistischen Partei Chinas als Ganzer gegenüber dem Aufstieg des Chruschtschowismus in der Mitte und Ende der fünfziger Jahre untersucht. Mit nachfolgenden Entwicklungen werden wir uns in einer weiteren Untersuchung beschäftigen.

 

Der Aufstieg des chruschtschowschen Revisionismus in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und seine unangefochtene Dominanz, die er in der internationalen kommunistischen Bewegung Mitte und Ende der 50iger Jahre gewann, stellte eine katastrophale Niederlage für die revolutionäre Arbeiterpolitik dar, die nur mit dem Abgleiten der europäischen sozialdemokratischen Bewegung in den Opportunismus (nach 1914 - Übers.) vergleichbar ist.

 

2.

 

1914 verteidigte Lenin die revolutionäre marxistische Position gegen die kautskyanische opportunistische Entartung. Er unterzog alle wichtigen Fragen einer gründlichen und konkreten Analyse und zog dabei klare und bestimmte Demarkationslinien zwischen Marxismus und Kautskyanismus. Darüberhinaus grenzte er die marxistische Position klar von der bestimmter revolutionärer Richtungen ab, die, obwohl sie subjektiv gegen den Kautskyanismus eingestellt waren, doch zögerten, einen klaren theoretischen und organisatorischen Trennungsstrich zu ziehen - die Positionen von Rosa Luxemburg und Leon Trotzki. In dem Augenblick, als der kautskyanische Opportunismus als fest umrissene Position erkennbar wurde und noch dazu als eine sehr einflussreiche, begann Lenin ihn zu analysieren und zu entlarven. Er ließ sich dabei nicht davon abhalten, aus Gründen der Taktik oder aus irgendwelchen Zweckmäßigkeitserwägungen heraus eine prinzipielle Entlarvung des Kautskyanismus vorzunehmen. Taktische Zweckmäßigkeitserwägungen kamen nicht in Betracht, wenn es um die Frage der Klarstellung des unversöhnlichen Gegensatzes zwischen Opportunismus und Kommunismus ging. Erfolge durch 'taktische' Manöver sind bedeutungslos, wenn sie strategische Verluste nachsichziehen oder gar den Verlust tragender Prinzipien.

 

Lenins theoretische Entlarvung des Kautskyanismus von 1914 führte ein paar Jahre später zu einer mächtigen Reaktion der Arbeiterbewegung auf den sozialdemokratischen Opportunismus, eine Reaktion, die in der Lage war, sich in einer umfassenden politischen kommunistischen Bewegung Ausdruck zu verschaffen, welche wahrscheinlich in politischer Konfusion und organisatorischer Zersplitterung geendet hätte, wenn die nötige theoretische und propagandistische Arbeit, die Lenin leitstete, nicht geleistet worden wäre.

 

3.

 

Nach Lenins Tod war Stalin der Auffassung, dass wegen Lenins umfassender Verteidigung der marxistischen Position gegen den sozialdemokratischen Opportunismus und seiner bedeutenden Weiterentwicklung der marxistischen Haltung in der Frage der proletarischen Revolution und der Parteiorganisation, die Wissenschaft des Marxismus Marxismus-Leninismus genannt werden sollte. Und es steht außer Frage, dass Lenins Beitrag zur Entwicklung des Marxismus so umfangreich war, dass Marxismus-Leninismus die angemessene Bezeichnung ist.

 

Stalin selbst verteidigte die leninistische Position umfassend gegen den Trotzkismus, den Bucharinismus und andere opportunistische Positionen, die sich nach Lenins Tod in der bolschewistischen Partei entwickelten. Er leitete auf effektive Weise den ersten tatsächlichen Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft. Seine militärische und politische Führung bei der Verteidigung der Sowjetunion gegen die Nazi-Invasion war herausragend. Nach dem Krieg leitete er die Entwicklung der osteuropäischen Staaten an in einer Situation, die von großer Komplexität gekennzeichnet war, und in der Zeit seiner Führung bewahrten diese Staaten die Haltung einer vereinten Opposition gegenüber dem Weltimperialismus. Hinzukam, dass er den Tito-Revisionismus entlarvte, eine klare Demarkationslinie zwischen ihm und dem Kommunismus zog und die kommunistische Bewegung dazu veranlasste, sich unversöhnlich in Theorie und Praxis gegen ihn zu stellen.

 

Aber trotz Stalins sehr großem Beitrag für die kommunistische Bewegung wurde der Begriff 'Stalinismus' nicht in der KPdSU oder der kommunistischen Bewegung verwendet, um diesen zu beschreiben. Stalin bezeichnete sich als Schüler Lenins, als jemand, der die Positionen, die von Lenin ausgearbeitet worden waren, verteidigte und der die Verwirklichung eines Programms in die Tat umsetzte, das im Wesentlichen von Lenin entworfen worden war. Und dies war tatsächlich eine zutreffende Einschätzung seiner Tätigkeit.

 

4.

 

Falls nun eine Weiterentwicklung des Marxismus in Gestalt der Mao-Tse-tung-Ideen existiert, dann muss es sich dabei um eine umfassende Verteidigung des Marxismus gegen den aktuellen Revisionismus handeln und um eine umfassende marxistische Analyse der wichtigsten Merkmale der gegenwärtigen internationalen Lage (d.h. der Hauptmerkmale des zeitgenössischen Kapitalismus, Sozialismus und ihrer Wechselbeziehungen).

 

5.

 

Wir zitieren aus Lin Biaos Bericht an den Neunten Parteitag der KP Chinas über die Geschichte des Kampfes zwischen dem modernen Revisionismus und der modernen anti-revisionistischen Bewegung:

 

"Der Vorsitzende Mao hat dem modernen Revisionismus mit der sowjetischen Renegatenclique an der Spitze einen entschiedenen Kampf angesagt und hat die marxistisch-leninistische Theorie von der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats aufgegriffen, verteidigt und weiterentwickelt. Vorsitzender Mao hat die historische Erfahrung mit der Diktatur des Proletariats in ihren positiven und negativen Aspekten zusammengefasst, um die Wiederherstellung des Kapitalismus zu verhindern und hat die Theorie der Weiterführung der Revolution unter der Diktatur des Proletariats entwickelt (Teil 1). ...

 

Als der Chruschtschow-Revisionsmus gerade dabei war sich zu zeigen, sah unser großer Führer Vorsitzender Mao voraus, welchen ernsten Schaden der moderne Revisionismus der Sache unserer Weltrevolution zufügen würde. Vorsitzender Mao führte die gesamte Partei in entschlossene Kämpfe auf ideologischem, theoretischem und politischem Gebiet zusammen mit der von Enver Hoxha geführten Partei der Arbeit Albaniens und den anderen echten Marxisten-Leninisten der ganzen Welt gegen den modernen Revisionismus mit dem sowjetischen Revisionismus als seinem Zentrum.

 

Dies hat die Menschen auf der ganzen Welt in die Lage versetzt, allmählich im Kampf zu lernen, den echten Marxismus-Leninismus vom Pseudo-Marxismus und den echten Sozialismus vom Pseudo-Sozialismus zu unterscheiden, was den Bankrott des Chruschtschow-Revisionismus hervorgebracht hat. Zur gleichen Zeit leitete Vorsitzender Mao unsere Partei an, entschieden Liu Shaoqis revisionistische Linie zu kritisieren. ... All dies geschah in Ausübung der proletarisch-internationalistischen Pflichten unserer Partei." (Teil 7).

 

6.

 

Diese Erklärungen Lin Biaos befinden sich im Widerspruch zu den historischen Tatsachen, im Widerspruch zur öffentlichen Reaktion der KP Chinas auf den Aufstieg des Chruschtschowismus.

 

Jugoslawien

 

7.

 

Der erste bedeutende Triumph des Chruschtschowismus in der internationalen kommunistischen Bewegung war die 'Aussöhnung' mit dem Titoismus im Jahre 1955.

 

1948 hatte die internationale kommunistische Bewegung mit dem Tito-Revisionismus gebrochen, nachdem dieser vom Kominform (Kommunistisches Informationsbüro, Nachfolgeorganisation der Komintern, 1947 gegründet - Übers.) auf Inititative der sowjetischen Führung entlarvt worden war. Später wurde jedoch deutlich, dass es in den Führungen vieler Parteien starke titoistische Elemente gab, die nur auf ihre Chance warteten. Zwischen 1948 und 1953 wurde über die Entwicklungen in Jugoslawien in der Kominform-Zeitschrift 'Für einen dauerhaften Frieden und Volksdemokratie' ständig berichtet. Da wenig über diesen Zeitabschnitt bekannt wurde, wollen wir einige Zitate aus der Kominform-Zeitschrift wiedergeben:

 

" ... die Logik ökonomischer Gesetze ist stärker als die ignoranten Gedankengänge der 'Theoretiker' Tito und Kardelj. Die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zwingen die jugoslawische Wirtschaft zwangsläufig in das Fahrwasser des kapitalistischen Wirtschaftssystems zurück und werden sie nach und nach immer mehr den Interessen des Imperialismus unterwerfen."

(Ebenda, 1. Juli 1949).

 

"Der staatliche Sektor der Volkswirtschaft befindet sich nicht mehr im öffentlichen Eigentum. Der Staatskapitalismus herrscht in der Industrie vor, und das private Kapital bemächtigt sich immer mehr der Städte, aber besonders der ländlichen Regionen. ... Die Wiederherstellung des Kapitalismus ist begleitet von einer zügellosen Demagogie, wonach all dies - stelle man sich vor - dem Aufbau des Sozialismus dient usw."

(Ebenda, 1. September 1949).

 

"In der Sphäre der Ökonomie verfolgte die faschistische Tito-Rankowitsch-Clique die Linie, den Kapitalismus in Stadt und Land zu restaurieren. Sie stützten sich dabei auf die städtische Bourgeoisie, die von der faschistischen Tito-Rankowitsch-Clique die Produktionsmittel erhalten, die dem Volk entrissen wurden. Um die Restauration des Kapitalismus zu erleichtern, ... führten die jugoslawischen Faschisten die so genannte 'Dezentralisierung' der gesamten Volkswirtschaft ein und hoben die staatliche Lenkung der Industrie, die geplante Produktion und Verteilung von Rohstoffen und Waren wieder auf. Den Erklärungen von Tito, Kidric und anderen Belgrader Häuptlingen zufolge ist das Grundgesetz der jugoslawischen Wirtschaft das kapitalistische Gesetz von 'Angebot und Nachfrage'."

(Ebenda, 6. April 1951).

 

"Ende August verkündete ... die Tito-Rankowitsch-Clique 'neue ökonomische Gesetze', die nichts anderes bedeuteten als den vollständigen Übergang zur offenen Restauration des Kapitalismus und den offenen Transfer der jugoslawischen nationalen Reichtümer in die Hände der amerikanischen und britischen Imperialisten."

(Ebenda, 12. Oktober 1951).

 

Die Entlarvung des Titoismus erfolgte kontinuierlich bis zu Stalins Tod im März 1953 und einige Monate später. Aber Ende 1953 wurde sie merklich schwammiger und milder. Im Januar 1954 erschien ein Artikel, in dem es hieß, dass Jugoslawien vor der Wahl stünde, entweder ' weiter im Griff ausländischer Monopole' zu bleiben oder ' die alten Bande mit den Brudervölkern der Länder der Volksdemokratien wiederherzustellen'. Der Klassencharakter der jugoslawischen Regierung sowie der der 'Wirtschaftsreformen' blieb unerwähnt.

 

Im Dezember 1954 wurde in Moskau eine offizielle Erklärung abgegeben, in der es hieß:

 

"Die angespannten Beziehungen zwischen Jugoslawien und der UdSSR während der vergangenen Jahre waren nur zum Vorteil der Feinde beider Länder. ... Die sowjetische Regierung, die konsequent eine friedliebende Politik verfolgt, schlug der jugoslawischen Regierung vor, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu normalisieren."

 

Im Juni 1955 kam eine gemeinsame Erklärung der russischen (muss heißen 'sowjetischen' - Übers.) und jugoslawischen Regierung heraus, nachdem in Jugoslawien Verhandlungen stattgefunden hatten. Die Verhandlungen seien im 'Geiste der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses ... geführt worden. Die Verhandlungen brachten den aufrichtigen Wunsch der Regierungen der beiden Länder nach einer weiteren allseitigen Zusammenarbeit zum Ausdruck'. Die Grundsätze, die wegweisend für diese Kooperation sein sollten, seien:

 

"gegenseitiger Respekt und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, weder aus ökonomischen, politischen noch aus ideologischen Gründen und die 'Einstellung jeder Art von Propaganda und Desinformation sowie anderer Aktivitäten, die in der einen oder anderen Form Misstrauen säen und auf die eine oder andere Weise der Schaffung einer Atmosphäre, die einer konstruktiven internationalen Zusammenarbeit förderlich ist, behindern."

 

Kurz: Die Kritik am Titoismus war passé. Den Titoisten wurde gestattet, ihren Kapitalismus der 'Arbeiterkontrolle' fortzusetzen, ohne dass sie noch Entlarvungen zu befürchten hatten. Der Titoismus durfte sich als eine Richtung des Kommunismus präsentieren. Und die Schuld am Bruch der Beziehungen zwischen der internationalen kommunistischen Bewegung und Jugoslawien wurde der Führung unter Stalin zugeschoben:

 

"Die unnormalen, ungesunden Beziehungen, die nach 1948 entstanden und die sich aus den Provokationen von Berija und Abakumow ergaben, haben ein Ende."

('Prawda', 16. Juli 1955).

 

1953 wurde Berija ohne Prozess erschossen (ein Scheinprozess wurde im Dezember 1953 veranstaltet, als B. bereits tot war - Übers.). Er wurde nach Stalins Tod als die Quelle allen Übels in der kommunistischen Bewegung hingestellt und gleichzeitig wurde der Boden für die Angriffe auf Stalin vorbereitet.

 

8.

 

Die Kommunistische Partei Chinas stellte sich voll hinter diese Linie:

 

" ... Einst legte sich ein Schatten auf die sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen. Jetzt wird deutlich, dass der zeitweilige Abbruch der Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien und anderen Volksdemokratien den ureigensten Interessen der sozialistischen Völker widersprach. Er schadete der internationalen Arbeiterbewegung. ... Unser Bedauern über die unselige Episode in den sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen ist begleitet von unserer großen Genugtuung über die Wiederherstellung und rasche Entwicklung der sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen."

('Volkschina', 14. Juli 1955).

 

"Stalin gab der internationalen kommunistischen Bewegung einige falsche Ratschläge, und besonders in der Jugoslawienfrage traf er eine falsche Entscheidung."

(Ebenda, April 1956).

 

Ende 1956 ergaben sich im Zusammenhang mit den ungarischen Ereignissen (gemeint die konterrevolutionäre Bewegung in Ungarn 1956, die von den Titoisten aktiv unterstützt wurde - Übers.) zwischen der KP Chinas und den Titoisten gewisse Meinungsverschiedenheiten; in dem Dokument 'Mehr über die historische Erfahrung mit der Diktatur des Proletariats' (Dezember 1956) wird jedoch der Titoismus, obwohl er in gewisser Weise kritisiert wird, immer noch als eine Strömung des Kommunismus angesehen und es wird erneut unterstrichen, dass die Entlarvung des Titoismus durch das Kominform falsch war:

 

"Es ist verständlich, dass die jugoslawischen Genossen über Stalins Fehler besonders verstimmt sind. Sie unternahmen in der Vergangenheit wertvolle Bemühungen, um am Sozialismus unter schwierigen Bedingungen festzuhalten. Ihre Experimente mit der demokratischen Führung von Unternehmen haben auch von sich Reden gemacht. Das chinesische Volk begrüßt die Aussöhnung zwischen der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern auf der einen Seite und Jugoslawien auf der anderen sowie den Aufbau und die Entwicklung von freundschaftlichen Beziehungen zwischen China und Jugoslawien."

(Ebenda, S. 17).

 

9.

 

Im Mai 1958 nahm die auf der Zweiten Sitzung des Achten Parteitags der KP Chinas verabschiedete Resolution eine etwas kritischere Haltung zum Titoismus ein, während sie jedoch immer noch Stalins Rolle in der Angelegenheit zurückwies:

 

"Der Achte Parteitag der KP Chinas ... sieht die 1948 vom Kominform-Büro der kommunistischen und Arbeiterparteien in seiner Resoution 'Zur Lage in der KP Jugoslawiens' geübte Kritik mit Bezug darauf, dass die jugoslawische KP von den Prinzipien des Marxismus-Leninismus abwich und den falschen Weg des bürgerlichen Nationalismus einschlug, als grundsätzlich richtig und notwendig an, obwohl es damals Schwächen und Fehler in der Methode gab, wie mit dem Thema umgegangen wurde.

 

Unsere Partei stimmte der Kritik zu und unterstützte sie. Die zweite, die jugoslawische KP betreffende Resolution, die vom Kominform-Büro ... 1949 angenommen wurde, war jedoch falsch und wurde später von den kommunistischen Parteien, die an der Sitzung des Kominform-Büros teilgenommen hatten, zurückgezogen.

 

Seit 1954 ergriff das ZK der KPdSU mit dem Genossen N. S. Chruschtschow an der Spitze die Initiative für eine Verbesserung der Beziehungen zu Jugoslawien und ergriff zu diesem Zweck eine ganze Reihe von Maßnahmen. Dies war vollkommen richtig und notwendig. Diese Initiative der KPdSU besaß die Unterstützung aller sozialistischer Länder und die der kommunistischen Parteien verschiedener anderer Länder. Wir unternahmen ebenfalls Schritte parallel zu denen der Sowjetunion und stellten die Beziehungen zwischen China und Jugoslawien und zwischen der chinesischen und der jugoslawischen Partei wieder her."

 

Die Kominform-Resolution von 1948 wies auf den opportunistischen und nationalistischen Charakter der Politik der KP Jugoslawiens hin und warnte davor, dass eine Weiterverfolgung dieser Politik 'nur dazu führen kann, dass Jugoslawien zu einer gewöhnlichen bürgerlichen Republik entartet, seine Unabhängigkeit verliert und zu einer Kolonie der imperialistischen Länder wird'.

 

Sie appellierte an die KP Jugoslawiens, 'ihre Fehler offen und ehrlich zuzugeben und zu berichtigen, mit dem Imperialismus zu brechen, zum Internationalismus zurückzukehren und in jeder Weise die vereinigte sozialistische Front gegen den Imperialismus zu festigen'. Falls die bestehende Führung der KP Jugoslawiens sich als unfähig erweisen sollte, dies zu tun, sollten die jugoslawischen Kommunisten sie 'ersetzen und ... eine neue internationalistischen Führung der Partei einsetzen'.

 

Die Veröffentlichung dieser Resolution zwang die Titoisten, Farbe zu bekennen. Da sie nun ihren Opportunismus nicht mehr heimlich im Rahmen einer nationalen Front betreiben konnten und da sie nicht bereit waren, eine wahrhaft kommunistische Position zu beziehen, trieben sie ihre revisionistische Position zügig und umfassend im Jahr nach der Kominform-Resolution voran. Um dies Linie zu verfolgen, machten sie sich stark Titos Reputation aus der Zeit des Krieges zunutze. Es kam zu Massenverhaftungen von Kommunisten. Energische politische und wirtschaftliche Maßnahmen im bürgerlichen Sinne wurden getroffen. Eine hysterische, mehr oder weniger trotzkistische Kampagne wurde entfacht. Die Titoisten schlugen sich international auf die Seite der Imperialisten und erhielten schon bald imperialistische Wirtschafts'hilfe'.

 

In der Resolution (des Kominform-Büros - Übers.) von 1949 hieß es:

 

"Während das Treffen ... vom Juni 1948 feststellte, dass die Tito-Rankowitsch-Clique Demokratie und Sozialismus zugunsten des bürgerlichen Nationalismus aufgegeben hatte, hat sich diese Clique in der Zeit, die nach dem Treffen verstrichen ist, ... eindeutig vom bürgerlichen Nationalismus auf den Faschismus und den offenen Verrat an den nationalen Interessen Jugoslawiens zubewegt. Sie hat ihr Land wirtschaftlich und politisch dem amerikanischen und britischen Imperialismus untergeordnet. ... Tausende von jugoslawischen Patrioten, die dem Kommunismus ergeben waren, sind aus der Partei ausgeschlossen und in Gefängnisse und Konzentrationslager gepfercht worden. Viele wurden im Gefängnis gefoltert und ermordet oder ruchlos umgebracht wie der bekannte jugoslawische Kommunist Arso Jowanovic. Und die Türen der Partei sind für bürgerliche und kulakische Elemente weit aufgestoßen worden. ...

 

Der aktive Kampf der revolutionären Kräfte - sowohl innerhalb als auch außerhalb der KP Jugoslawiens - für die Wiedergeburt einer revolutionären, wahrhaft kommunistischen Partei Jugoslawiens stellt eine entscheidende Voraussetzung für Jugoslawiens Rückkehr in das sozialistische Lager dar. ... Die Kräfte Jugoslawiens, die dem Kommunismus treu ergeben sind und die unter den bestehenden Bedingungen des faschistischen Terrors nicht in der Lage sind, offen gegen die Tito-Rankowitsch-Clique aufzutreten, sind gezwungen, zu den gleichen Mittel des Kampfes für die Sache des Kommunismus zu greifen, die von den Kommunisten in jenen Ländern angewendet werden, wo ihnen eine legale Betätigung verwehrt ist."

 

Die Resolution der KP Chinas von 1958 enthält keinen Hinweis darauf, weshalb sie die Kominform-Resolution von 1949 als falsch betrachtete. Auch erfahren wir nicht, welches 'die Fehler in den Methoden' der Resolution von 1948 gewesen sein sollen. In einem erläuternden Artikel, der am 4. Juni 1958 in der 'Volkszeitung' abgedruckt wurde, heißt es dazu, dass 1948 'die führende Gruppe der KP Jugoslawiens ihre revisionistischen Ansichten noch nicht systematisiert hatte und auch, nachdem die sozialistischen Länder ihre Beziehungen zu Jugoslawien wieder aufgenommen hatten, wurden dies nicht systematisch getan' (z. B. auch nicht in dem Programm der KP Jugoslawiens von 1958). 'Als die führende Gruppe in der KP Jugoslawiens dieses Programm entwarf, warf ihnen niemand vor, moderne Revisionisten gewesen zu sein'. Und selbst nach der Annahme dieses durch und durch revisionistischen Programms hieß es: 'Es wäre falsch, auf die Position der Jahre vor 1954 zurückzukehren'.

 

Tatsächlich jedoch fand der entscheidende qualitative Wandel in der Führung der jugoslawischen Partei und Regierung nicht 1958, sondern 1948 statt. Die umfassend revisionistische Linie wurde 1948/49 entwickelt und von dort aus ergaben sich alle weiteren Entwicklungen mit zwingender Logik.

 

10.

 

In dem Dokument aus dem Jahre 1963 mit dem Titel 'Ist Jugoslawien ein sozialistisches Land' heißt es, dass 'die Tito-Clique eine besondere Abteilung des US-Imperialismus ist, um die Weltrevolution zu sabotieren ... Die Tito-Clique hat stets die Rolle eines Lakais des US-Imperialismus bei den wichtigsten internationalen Ereignissen der vergangenen zehn Jahre und mehr gespielt'. Es erwähnt Titos Sabotage der griechischen Revolution von 1949, als für griechische Revolutionäre die Grenze nach Jugoslawien gesperrt wurde. Es weist darauf hin, dass der Kapitalismus in Landwirtschaft und Industrie wieder restauriert wurde und in diesem Zusammenhang werden Beispiele aus der Zeit seit 1950 angegeben.

Mit Blick auf den jugoslawischen Staat es heißt dort: 'Während die Diktatur des Proletariats tatsächlich nicht mehr besteht, existiert die Diktatur der Bourgeoisie nicht nur, sondern sie existiert sogar als eine brutale faschistsiche'.

 

Nun ist es aber so, dass die wichtigsten faschistischen Aktivitäten der Titoisten vor der 'Aussöhnung' von 1954 stattfanden und seitdem hat es eine sehr behutsame Entwicklung zur bürgerlichen Demokratie gegeben. Und tatsächlich datiert die wichtigste faschistische Aktivität, die in dem Dokument angeführt wird, aus dem Jahre 1948: 'Der Verrat der Tito-Clique stieß zunächst einmal innerhalb der Partei auf starken Widerstand. Um diesen Widerstand zu unterdrücken, nutzte die Tito-Clique ihre Macht, um eine große Zahl von Kommunisten, die dem Marxismus-Leninismus loyal gegenüberstanden, aus der Partei auszuschließen und herauszusäubern. In der Zeit von 1948 bis 1952 allein wurden mehr als 200.000 Parteimitglieder oder die Hälfte der ursprünglichen Mitgliedschaft ... ausgeschlossen. Bei ihrem Vorgehen gegen so genannte Kominformisten verhaftete und ermordete sie eine große Anzahl von marxistisch-leninistischen und revolutionären Funktionären und Leuten. Die Zahl der Kommunisten und aktiven Revolutionäre, die verhaftet und eingesperrt wurden, überstieg alleine schon mehr als 30.000. Gleichzeitig öffnete die Tito-Clique weit die Tür für Konterrevolutionäre, bürgerliche Elemente und Karrieristen. ...'

 

Dies ist im Wesentlichen eine Änderung gegenüber der Position zur Kominform-Resolution von 1949; jedoch werden weder dieses Dokument erwähnt noch wird die frühere Position der KP Chinas als 'unrichtig' bezeichnet. Bezüglich der Aussöhnung von 1954 heißt es dort: 'Im Jahre 1954, als Chuschtschow vorschlug, die Beziehungen zu Jugoslawien zu verbessern, stimmten wir zu, dass es als ein sozialistisches Bruderland behandelt werden sollte, um es auf den Weg des Sozialismus zurückzuführen und um zu sehen, in welche Richtung sich die Tito-Clique entwickeln würde. Selbst damals hegten wir keine großen Illusionen in die Tito-Clique.'

 

Der Zwanzigste Parteitag

 

11.

 

Die chruschtschowsche Position wurde auf dem 20. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 umfassend und öffentlich dargelegt (mit passenden Grußworten von Tito). In vielen Parteien gab es ernste Vorbehalte gegen die Politik, besonders auf Seiten der Mitglieder aus der Arbeiterklasse. Jedoch gelang es den Chruschtschowianern, den größten Teil jener Führungen zu überzeugen, in denen die Intelligenz sehr viel Einfluss besaß und trotz der verbreiteten, aber nicht organisierten und theoretisch unzureichenden Opposition aus der Arbeiterklasse, gerieten die Parteien unter die Kontrolle des Chruschtschowismus. Jedoch unter dem Eindruck der Aussöhnung mit Tito, des 20. Parteitags und der ungarischen Ereignisse vom Oktober 1956 verließen viele tausend der besten Kommunisten aus der Arbeiterklasse die kommunistischen Parteien.

 

Der überwältigende Erfolg des Chruschtschowismus 1956 wurde durch die Tatsache ermöglicht, dass nicht eine einzige kommunistische Partei dem Chruschtschowismus Widerstand entgegensetzte und der Arbeiteropposition eine Führung gab. Nicht eine einzige Partei, nicht ein einziger einflussreicher kommunistischer Führer tat 1956 das, was Lenin 1914 getan hatte.

 

12.

 

Die Haltung der KP Chinas zum 20. Parteitag (der KPdSU - Übers.) wurde in zwei Broschüren veröffentlicht, die 1956 weithin bekannt wurden: Die eine war mit 'Über die historischen Erfahrungen mit der Diktatur des Proletariats' (April 1956) und die andere mit 'Mehr über die historischen Erfahrungen mit der Diktatur des Proletariats' (Dezember 1956) überschrieben. In der ersten heißt es:

 

"Der 20. Parteitag der KPdSU fasste die neuen Erfahrungen, die sowohl auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen als auch auf dem des Aufbaus im eigenen Land gesammelt wurden, zusammen. Er fasste eine ganze Reihe von bedeutsamen Beschlüssen über die konsequente Verwirklichung der Leninschen Politik der Möglichkeit der friedlichen Koexistenz zwischen Ländern unterschiedlicher Systeme, über die Entfaltung der sowjetischen Demokratie, über die strikte Einhaltung des Parteiprinzips der kollektiven Führung, über die Kritik an den Mängeln innerhalb der Partei sowie über den sechsten Fünfjahrplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft.

 

Die Frage des Kampfes gegen den Personenkult nahm bei den Diskussionen auf dem 2o. Parteitag einen wichtigen Platz ein. Der Parteitag entlarvte rigoros das Vorherrschen des Personenkults, der lange Zeit im sowjetischen Leben viele Fehler in der Arbeit hervorbrachte und schädliche Folgen hatte. Die mutige Selbstkritik an ihren vergangenen Fehlern durch die KPdSU demonstrierte das hohe prinzipielle Niveau des innerparteilichen Lebens und die große Vitalität des Marxismus-Leninismus."

(Ebenda, S. 3).

 

Diese Haltung wurde in der zweiten Broschüre, die im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ungarn vom Oktober 1956 veröffentlicht wurde, wiederholt.

 

13.

 

Die Linie des 20. Parteitags wurde formell gebilligt und als Richtschnur für die sozialistischen Länder in der Erklärung der kommunistischen Parteien von 12 sozialistischen Ländern, die nach dem Moskauer Treffen vom November 1957 herauskam, (die Delegation der chinesischen Delegation wurde von Mao Tse-tung geleitet) akzeptiert.

In der Erklärung heißt es:

 

"Entgegen der absurden Behauptungen von einer so genannten Krise des Kommunismus, wächst die kommunistische Bewegung und gewinnt an Kraft hinzu. Die historischen Beschlüsse des Zwanzigsten Parteitags der KPdSU sind von enormer Wichtigkeit - nicht nur für die KPdSU und den Aufbau des Kommunismus in der UdSSR. Sie haben ein neues Stadium der internationalen kommunistischen Bewegung eingeleitet und ihre weitere Entwicklung auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus vorangetrieben. Die Ergebnisse der Parteitage der KP Chinas, Frankreichs, Italiens und anderer Länder in jüngster Zeit haben eindeutig die Einheit und Solidarität an der Basis der Parteien demonstriert. ... Dieses Treffen ... legt Zeugnis von der internationalen Solidarität der kommunistischen Bewegung ab."

 

Die Unterstützung für die revisionistische Linie des 20. Parteitags wurde in der Erklärung von 81 kommunistischen Parteien (einschließlich der KP Chinas), die sich im November 1960 in Moskau trafen, erneut unterstrichen. In der Erklärung heißt es:

 

"Heute ist die Restauration des Kapitalismus gesellschaftlich und ökonomisch nicht nur in der Sowjetunion unmöglich, sondern auch in den anderen sozialistischen Ländern. ...

Imperialistische, renegatenhafte und revisionistische Hoffnungen auf eine Spaltung innerhalb des sozialistischen Lagers sind auf Sand gebaut und zum Scheitern verurteilt." (Der Begriff 'Revisionismus' bezieht sich hier lediglich auf den Titoismus. Die Meinungsverschiedenheiten, die sich durch die Ungarnereignisse vom November 1956 ergaben, führten zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Beziehungen zwischen den Chruschtschow- und Tito-Revisionisten).

 

"Die kommunistischen Parteien haben ideologisch die Revisionisten in ihren eigenen Reihen besiegt, die den Versuch unternahmen, sie vom marxistisch-leninistischen Kurs abzubringen. ... Die kommunistischen Parteien haben einstimmig die jugoslawische Spielart des internationalen Opportunismus, eine Variante modern-revisionistischer 'Theorien' in konzentrierter Form ..., verurteilt. ... Die kommunistischen und Arbeiterparteien erklären, dass die KPdSU die allgemein anerkannte Vorhut der internationalen kommunistischen Bewegung gewesen ist und bleibt. ... Die historischen Beschlüsse des 20. Parteitags der KPdSU sind nicht nur für die KPdSU und den kommunistischen Aufbau in der UdSSR von Bedeutung, sondern haben ein neues Stadium der internationalen kommunistischen Bewegung eingeleitet und ihre Weiterentwicklung auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus vorangetrieben."

 

14.

 

In der antirevisionistischen Bewegung gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, ob die Broschüren 'Über die historischen Erfahrungen' Mao Tse-tungs Position zum Ausdruck brachten oder ob sie gegen seinen Widerstand veröffentlicht wurden. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass er sich gegen die Linie dieser Broschüren ausgesprochen hatte - der Linie der rückhaltlosen Unterstützung des Chruschtschow-Revisionismus. Und es gibt unwiderlegbare Beweise dafür, dass er den Chruschtschow-Revisionismus unterstützte. In seiner Eröffnungsansprache an den 8. Parteitag der KP Chinas, der sechs Monate nach dem 20. Parteitag abgehalten wurde, sagte er:

 

"Nach der Oktoberrevolution stellte Lenin der KPdSU die Aufgabe zu lernen und noch eimal zu lernen. Unsere sowjetischen Genossen und das sowjetische Volk haben auf Lenins Geheiß gehandelt. Es ist nicht viel Zeit verstrichen, aber die Errungenschaften sind äußerst ruhmreich. Auf ihrem 20. Parteitag, der vor nicht allzu langer Zeit abgehalten wurde, beschloss die KPdSU viele richtige politische Maßmahmen und kritisierte Mängel, die in der Partei entdeckt wurden. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sehr große Entwicklungen sich aus dieser Arbeit ergeben werden."

('Volksstimme', 1. Oktober 1956).

 

In einer Rede, die Mao Tse-tung am 6. November 1957, fast zwei Monate nach dem 20. Parteitag in Moskau hielt, sagte er:

 

"Die schöpferische Anwendung des Marxismus-Leninismus durch die KPdSU beim Herangehen an praktische Aufgaben hat den ungebrochenen Erfolg bei der Aufbauarbeit der sowjetischen Völker gewährleistet. Das vom 20. Parteitag der KPdSU vorgelegte Kampfprogramm ist hierfür ein gutes Beispiel. Die klugen Maßnahmen, die vom Zentralkomitee der KPdSU in der Frage der Überwindung des Personenkults, der Entwickung der Landwirtschaft, der Reorganisierung der Leitungen von Industrie und Bauwirtschaft, der Ausweitung der Vollmachten der Unionsrepubliken und örtlichen Organisationen, in der Frage der Opposition der parteifeindlichen Gruppe (gemeint die marxistisch-leninistische Gruppierung um Wjatscheslaw Molotow und Lazar Kaganowitsch u.a. in der Partei, die Chruschtschow mit Hilfe des Militärführers Georgi Schukow 1957 überwinden konnte. Mao Tse-tung solidarisierte sich mit Chruschtschow - Übers.), in der Frage der Festigung der Einheit innerhalb der Partei und der der Verbesserung der Partei- und politischen Parteiarbeit in der Sowjetarmee und Marine, wird zweifellos die Konsolidierung und Entwicklung sämtlicher Unternehmungen in der Sowjetunion noch weiter vorantreiben."

 

"Als Vorsitzender Mao sich am 17. November in Moskau aufhielt, traf und begrüsste er etwa dreitausend chinesische Studenten und Auszubildende in der Sowjetunion. ... Es sei ein Ereignis von großer Bedeutung, sagte er, dass die kommunistischen und Arbeiterparteien aus 68 Ländern an den Feierlichkeiten teilnehmen würden. ... Dies stelle die Solidarität der kommunistischen und Arbeiterparteien aus aller Welt unter Beweis. Das sozialistischen Lager müsse einen Führer haben und dieser Führer sei die Sowjetunion, fügte Vorsitzender Mao hinzu. Die kommunistischen und Arbeiterparteien aller Länder müssten auch einen Führer haben und dieser Führer sei die KPdSU. Die beiden Tatsachen - die Einheit der internationalen kommunistischen Bewegung sowie der Start der beiden künstlichen sowjetischen Satelliten markierten einen neuen Wendepunkt in der relativen Stärke der beiden Hauptlager."

('Volkschina', 16. Dezember 1957).

 

Ein Kommuniqué, das nach den Gesprächen zwischen Chruschtschow und Mao in Peking im August 1958 herauskam, weist auf die 'unverbrüchliche Einheit' zwischen der KPdSU und der KP Chinas hin.

 

15.

 

Das Dokument aus dem Jahre 1963 mit dem Titel 'Die Ursprünge und Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten zwischen der Führung der KPdSU und uns' stellt fest:

 

" ... die ganze Serie von prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der internationalen kommunistischen Bewegung begann vor mehr als sieben Jahren. Genauer gesagt, sie begann mit dem 20. Parteitag der KPdSU 1956. ... Die Irrtümer des 20. Parteitages riefen große ideologische Verwirrung in der internationalen kommunistischen Bewegung hervor und führten dazu, dass sie mit revisionistischen Ideen überschwemmt wurde. Zusammen mit den Imperialisten attackierten die Reaktionäre und die Tito-Clique sowie Renegaten des Kommunismus aus vielen Ländern den Marxismus-Leninismus und die internationale kommunistische Bewegung."

 

Dies ist eindeutig eine Zurücknahme der öffentlichen Einschätzung des 20. Parteitags durch die KP Chinas aus dem Jahre 1956 und ihrer Unterstützung der Erklärung von 1957 sowie der aus dem Jahre 1960. Aber es wird in dem Dokument ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es tatsächlich keine Änderung der Einschätzung der KP Chinas gebe:

 

"Von Beginn an waren wird der Auffassung, dass eine ganze Reihe von Ansichten, die auf dem 20. Parteitag bezüglich des aktuellen internationalen Kampfes und der internationalen kommunistischen Bewegung falsch waren und Verletzungen des Marxismus-Leninismus darstellten. ... Die KP Chinas war stets prinzipiell in ihrer Einschätzung des 20. Parteitags der KPdSU anderer Meinung als die KPdSU und die führenden Genossen waren sich dessen sehr bewusst. Bei zahlreichen Anlässen und Diskussionen untereinander nach dem 20. Parteitag ... kritisierten führende Genossen des Zentralkomitees der KP Chinas mit Nachdruck die Fehler der Führung der KPdSU."

 

Auf die beiden Dokumente aus dem Jahre 1956 Bezug nehmend ('Über die historischen Erfahrungen ...') heißt es in dem Dokument, dass man 'taktvoll, aber unzweideutig die fehlerhaften Positionen des 20. Parteitags kritisiert' habe. Jedoch aus 'Rücksicht auf die Einheit gegen den Feind und auf die schwierige Lage, in der sich die Führer der KPdSU befanden, enthielten wir uns in jenen Tagen einer offenen Kritik am 20. Parteitag, weil die Imperialisten und Reaktionäre aller Länder diese Fehler ausgenutzt und wütende Aktivitäten gegen die Sowjetunion, gegen den Kommunismus und gegen das Volk unternommen hätten und auch weil sich die Führer der KPdSU noch nicht so weit vom Marxismus-Leninismus entfernt hatten wie sie es später taten. Damals hofften wir inständig, dass die Führer der KPdSU ihre Fehler berichtigen würden. Danach versuchten wir stets, positive Aspekte auszumachen und bei öffentlichen Anlässen gaben wir ihnen jede nur mögliche und nötige Unterstützung.'

 

Bezüglich der 1957iger Erklärung (der Moskauer Konferenz, an der Mao Tse-tung als Vertreter der chinesischen Delegation persönlich teilgenommen hatte - Übers.), die die 'historischen Beschlüsse des 20. Parteitags' als 'für den Aufbau des Kommunismus in der UdSSR von herausragender Bedeutung' bezeichnet hatte und die 'in der internationalen kommunistischen Bewegung eine neues Stadium eröffnet' hätten, stellt das Dokument fest:

 

"Die fehlerhaften Ansichten des 20. Parteitags in vielen prinzipiellen Fragen wurden zurückgewiesen und auf dem Treffen der Bruderparteien 1957 korrigiert."

 

Um uns zu erklären, weshalb dann die Erklärung (aus dem Jahre 1957 - Übers.) die historische Bedeutung des 20. Parteitags gepriesen habe, stellt das Dokument fest:

 

" ... wir stimmten mit der Bezugnahme auf den 20. Parteitag nicht überein ... und schlugen Änderungen vor. Aber aus Rücksicht auf die schwierige Position der KPdSU zu der Zeit (Chruschtschow befand sich in einem Machtkampf mit der 'parteifeindlichen Gruppe' Molotow/Kaganowitsch u.a. Mao Tse-tung wollte Chruschtschows Position nicht gefährden - Übers.) bestanden wir nicht auf Veränderungen'. Dieses Zugeständnis ergab sich 'aus Rücksicht auf übergeordnete Interessen'. Das Zugeständnis bei der Formulierung zum friedlichen Übergang wurde 'aus Rücksicht auf den wiederholt von den Führern der KPdSU herangetragenen Wunsch nach Herstellung einer Beziehung zum 20. Parteitag' gemacht.

 

Auf der Konferenz von 1960 (der 81 kommunistischen und Arbeiterparteien - Übers.) hatten 'wir erneut Differenzen in der Frage des 20. Parteitags ... sowie in der des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus, aber aus Rücksicht auf die Bedürfnisse der KPdSU und bestimmter anderer Bruderparteien stimmten wir der Verwendung des gleichen Wortlauts in diesen beiden Fragen wie in dem der Erklärung von 1957 zu. Aber wir machten damals den Führern der KPdSU deutlich, dass dies das letzte Mal gewesen sei, dass wir einer solchen Formulierung über den 20. Parteitag beipflichteten'.

 

Die Stalin-Frage

 

16.

 

Die Entwicklung des modernen Revisionismus ist stets mit der Kritik an Stalins Führung der kommunistischen Bewegung in der Zeit von 1936-53 Hand in Hand gegangen. Das traf auf den Titoismus genauso zu wie auf den Chruschtschowismus. Die Kritik an Stalin stand auf dem 20. Parteitag im Zentrum und wurde von der KP Chinas unterstützt und wiederholt. In 'Über die historischen Erfahrungen mit der Diktatur des Proletariats' heißt es dazu:

 

"Der Parteitag entlarvte rigoros das Vorherrschen des Personenkults, der über eine lange Zeit im sowjetischen Leben hinweg Ursache so vieler Fehler in der Arbeit gewesen war und schädliche Folgen hatte."

(Ebenda, S. 3).

 

"Die KP Chinas gratuliert der KPdSU zu ihren großartigen Errungenschaften in ihrem historischen Kampf gegen den Personenkult."

(Ebd., S. 13).

 

Es wird behauptet, dass

 

"Stalin in der letzten Hälfte seines Lebens immer mehr Gefallen an diesem Personenkult fand"

 

und dass er infolgedessen

 

"eingebildet und unvorsichtig"

 

wurde und dass sich

 

"Subjektivismus und Einseitigkeit in seinem Denken breitmachten."

 

Er

 

"stellte fälschlicherweise seine eigene Rolle zu sehr heraus und setzte seine individuelle Autorität gegen die der kollektiven Führung."

 

In 'Mehr über die historische Erfahrung mit der Diktatur des Proletariats' (eine Schrift, die sechs Monate nach der Veröffentlichung von Chruschtschows 'Geheimrede' durch die US-Regierung herauskam) wurde die Kritik an Stalin weiter ausgeführt. Hier werden die Behauptungen wiederholt, dass Stalin 'eingebildet und subjektivistisch' wurde:

 

"Eine Reihe von Siegen und Lobpreisungen in den späteren Jahren seines Lebens verdrehten ihm den Kopf. Er wich teilweise, jedoch eklatant von der dialektisch materialistischen Denkweise ab und gleitete in den Subjektivismus ab. Er fing an, persönlicher Weisheit blind zu vertrauen: Er weigerte sich, die komplizierten Bedingungen ernsthaft zu analysieren und die Meinungen seiner Genossen und die Stimme der Massen sorgfältig zu prüfen. ... Oft bestand er hartnäckig darauf, eine falsche Politik über einen langen Zeitraum hinweg fortzusetzen und war nicht in der Lage, seine Fehler rechtzeitig zu korrigieren."

(Ebenda, S. 14).

 

Hier eine Liste der Fehler, die Stalin zugeschrieben wurden:

 

"Er weitete den Umfang der Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Konterrevolution aus;

Ihm fehlte die nötige Wachsamkeit am Vorabend des antifaschistischen Krieges;

Er unterließ es, der weiteren Entwicklung der Landwirtschaft und dem materiellen Wohlergehen der Bauernschaft gebührende Aufmerksamkeit zu schenken;

Er gab zur internationalen kommunistischen Bewegung bestimmte falsche Ratschläge, und insbesondere in der Jugoslawienfrage traf er eine falsche Entscheidung."

 

In

 

"gewissen Bereichen und bis zu einem bestimmten Grade untergrub er den demokratischen Zentralismus und die Führungsrolle der Partei."

(Ebenda, S. 23).

 

Er

 

"legte gewisse Tendenzen des Großmachtchauvinismus im Verhältnis zu Bruderparteien und -ländern an den Tag."

(Ebenda, S. 26).

 

Und:

 

"Nach der Abschaffung der Klassen darf nicht betont werden, dass sich der Klassenkampf verschärft, wie Stalin es tat, mit dem Ergebnis, dass eine gesunde Entwicklung der sozialistischen Demokratie behindert wurde. Die KPdSU hat vollständig Recht, wenn sie Stalins Fehler in dieser Hinsicht korrigiert."

(Ebd., S. 21).

 

Obwohl erklärt wurde, dass 'wir Stalin aus einem historischen Blickwinkel heraus sehen, und eine geeignete und allseitige Analyse vornehmen müssen, um einschätzen zu können, was er richtig und was er falsch gemacht hat', wurde eine solche Analyse von der KP Chinas nicht vorgenommen. Ihre Kritik an Stalin blieb eine Auflistung von behaupteten Irrtümern, die zum überwiegenden Teil verschwommen formuliert waren, ohne dass historische Belege hinzugefügt wurden.

 

17.

 

Das Dokument der KP Chinas aus dem Jahr 1963, überschrieben mit 'Zur Stalin-Frage', stellt fest:

 

"Die KP Chinas hat stets auf einer allseitigen und wissenschaftlichen Analyse von Stalins Verdiensten und Fehlern unter Anwendung der Methode des historischen Materialismus und der Darstellung der Geschichte, wie sie sich tatsächlich ereignet hat, bestanden."

 

Obwohl jedoch erklärt wurde, dass die Stalin-Frage in dieser Weise behandelt werden sollte, wurde sie so nicht behandelt.

 

Die Liste der Fehler (Stalins - Übers.) liest sich 1963 so:

 

"In seiner Denkweise entfernte sich Stalin vom dialektischen Materialismus und glitt in bestimmten Fragen in die Metaphysik (nach marxistischem Verständnis eine undialektische Denkweise, die die Dinge in ihrer Vereinzelung und in ihrem Stillstand, statt in ihrer Bewegung und ihrem Zusammenhang sieht - Übers.) und den Subjektivismus ab, wodurch er sich zwangsläufig von den Massen entfernen musste. Bei den Auseinandersetzungen sowohl innerhalb der Partei als auch außerhalb, bei bestimmten Gelegenheiten und Fragen verwechselte er zwei Arten von Widersprüchen, die sich von ihrer Natur her unterscheiden; die Widerspüche zwischen uns und dem Feind und die Widersprüche im Volk. Auch brachte er die unterschiedlichen Methoden, die benötigt werden, um jene zu lösen, durcheinander. Bei der von Stalin geführten Unterdrückung der Konterrevolution wurden viele Konterrevolutionäre, die eine Strafe verdienten, gebührend bestraft; aber gleichzeitig gab es aber auch unschuldige Menschen, die zu Unrecht bestraft wurden. Und in den Jahren 1937 und 1938 passierte der Fehler, dass der Umfang der Unterdrückung der Konterrevolutionäre ausgedehnt wurde. In Fragen der Partei- und Staatsorganisation wandte er den demokratischen Zentralismus nicht in vollem Umfang an und verletzte dieses Prinzip in gewisser Weise. Beim Umgang mit Bruderparteien und -ländern beging er ein igeFehler.Auchgab er der internationalen kommunistischen Bewegung einige falsche Ratschläge."

 

Einige Punkte, die 1956 noch erwähnt wurden, sind 1963 weggelassen worden. Stalins Theorie vom sich zuspitzenden Klassenkampf wird in der Liste der Fehler nicht mehr aufgeführt. Ihm wird nicht ausdrücklich vorgeworfen, in der Jugoslawien-Frage eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Ihm wird nicht vorgeworfen, den Personenkult für seine eigenen subjektiven Bedürfnisse bewusst angestachelt zu haben. Die Kampagne Chruschtschows gegen den Personenkult wird nicht mehr unterstützt: Sie wird tatsächlich als konterrevolutionäres Tarnungsmanöver hingestellt.

18.

 

In einem weiteren Dokument aus dem Jahre 1963 mit dem Titel 'Über die Ursprünge und Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten' wird Folgendes erklärt:

 

"Die Kritik an Stalin auf dem 20. Parteitag ... war sowohl prinzipiell als auch methodisch falsch. ... Im April 1956, weniger als zwei Monate nach dem 20. Parteitag, brachte der Genosse Mao Tse-tung unsere Ansichten in der Stalin-Frage in Gesprächen mit dem Genossen Mikojan ... zum Ausdruck. Er betonte, dass Stalins 'Verdienste seine Fehler aufwögen' und dass es nötig sei, eine 'konkrete Analyse' und eine 'allseitige Bewertung' Stalinss vorzunehmen. ... Am 23. Oktober 1956, beim Empfang des sowjetischen Botschafters in China, wies Genosse Mao Tse-tung darauf hin, dass 'Stalin es verdient, kritisiert zu werden, aber wir stimmen nicht mit der Methode der Kritik überein, und dann sind da noch ein paar andere Dinge, mit denen wir nicht übereinstimmen'. ... Am 30. November 1956, beim Empfang des sowjetischen Botschafters in China, wies Genosse Mao Tse-tung erneut darauf hin, dass die Grundlagen der Politik und Linie in der Zeit, als Stalin an der Macht war, korrekt gewesen seien, aber dass Methoden, die gegen den Feind zur Anwendung kommen, nicht gegen die eigenen Genossen angewendet werden dürften. ... Bei ihren zahlreichen vertraulichen Diskussionen mit Genossen der KPdSU entwickelten führende Mitglieder des Zentralkomitees der KP Chinas systematisch ihre Haltung zur internationalen Lage sowie zur Strategie der internationalen kommunistischen Bewegung unter direkter Bezugnahme auf die Fehler des 20. Parteitags ...' . 'Tatsache ist, dass zu keiner Zeit und an keinem Ort die KP Chinas ... mit einer vollständigen Verurteilung von Stalin einverstanden gewesen ist.'

 

19.

 

Es ist zutreffend, dass die KP Chinas 1956 öffentlich einer 'vollständigen' Verurteilung Stalins nicht zustimmte. Aber dies bezog sich auf Tito und nicht auf Chruschtschow. Sie erklärte ihre Zustimmung zur Position der KPdSU zu Stalin. In 'Über die historischen Erfahrungen ...' heißt es, dass 'die KPdSU - während sie die großen Beiträge Stalins anerkennt - sie es als notwendig erachtet, entschieden das Wesen seiner Fehler zu entlarven'. Und trotz der Veröffentlichung der 'Geheimrede', die in der Zwischenzeit erfolgte, bringt 'Mehr über die Erfahrungen ...' erneut die Unterstützung der KP Chinas für die chruschtschowsche Position zu Stalin zum Ausdruck. Und es ist einfach eine Tatsache, dass die 'Geheimrede' keine vollständige Verurteilung Stalins beinhaltete. Sie erklärte sich im Allgemeinen mit Stalins Position bis 1934 einverstanden. Danach drückte sie ihre Ablehnung zu bestimmten wichtigen Fragen aus. ..

 

Zwei Dinge von grundlegender theoretischer Bedeutung wurden insbesondere vom 20. Parteitag verurteilt: Stalins 'Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR', worin die Theorie des Warensozialismus zurückgewiesen wurde und worin die ökonomischen Entwicklungen, die notwendig sind, die Revolution weiterzutreiben, umrissen werden, wurden zu Irrtümern erklärt. Zweitens wurde auch Stalins Theorie (bzw. sein erneuter Rückgriff auf Lenins Theorie, dass der Klassenkampf weitergeht und sich sogar in der gesamten Phase des Sozialismus noch verschärft), als Irrtum hingestellt.

 

Die KP Chinas unterstützte die Verurteilung der 'Ökonomischen Probleme' indirekt, wenn es in der Erklärung 'Mehr über die historische Erfahrung ...' heißt, dass Stalin 'demokratische Methoden ... der Leitung von Betrieben' und engere 'Beziehungen zwischen den staatlichen Stellen und den Organen der Verwaltung der verschiedenen Betriebe auf der einen und den breiten Massen auf der anderen Seite' hätte entwickeln sollen und Mao die 'klugen Maßnahmen des ZK der KPdSU zur Entwicklung der Landwirtschaft und der Reorganisation der Verwaltung von Industrie- und Bauwirtschaft' im November 1957 billigte.

 

Unter den konkreten Umständen der damaligen Zeit konnten diese Erklärungen nur als Unterstützung für die Ausweitung der Marktbeziehungen (gewöhnlich als 'Demokratie' bezeichnet) in der sowjetischen und den osteuropäischen Volkswirtschaften dienen. Zur Zeit, als Mao seine Stellungnahme abgab (1957), war die Theorie des Marktsozialismus schon voll entwickelt und ausgedehnte Marktreformen hatten bereits stattgefunden.

 

Wie wir gesehen haben, wurde die Theorie von der Verschärfung des Klassenkampfes in 'Mehr über die historische Erfahrung ...' besonders scharf verurteilt (später, während der 'Kulturrevolution', brauchte Mao Tse-tung sie wieder und dementsprechend ließ er sie wieder propagieren - Übers.).

 

20.

 

In den Jahren 1956/57 unterstützte die KP Chinas öffentlich die chruschtschowsche Position zu Stalin. Was führende Politiker der KP Chinas in privaten Unterhaltungen mit Vertretern der KPdSU gesagt haben sollen, widersprach offensichtlich den offiziellen Erklärungen der KP Chinas. Was die Politik des Klassenkampfes angeht, so sind es die offiziellen Erklärungen, die zählen.

 

(1957 in Moskau solidarisierte sich Mao Tse-tung mit Chruschtschows Maßnahmen gegen die 'parteifeindliche Gruppe' von Molotow, Kaganowitsch u.a., welche eine verspätete Bewegung von Überlebenden aus der Zeit der Stalinführung darstellte, den Chruschtschowismus den Weg zu versperren).

 

21.

 

Nach der Auslösung der 'Kulturrevolution' wurde die Hauptkritik der KP Chinas an Stalin in der Zeit des Sozialismus fortgesetzt:

 

"In der Theorie unterließ es Stalin zuzugeben, dass Klassen und Klassenkämpfe in der ganzen historischen Periode unter der Diktatur des Proletariats existieren."

(Literaturangaben zum Studium von 'Ein großartiges historisches Dokument', 1967).

 

Dies ist das Gegenteil der 1956iger Kritik an Stalin. Die Kritik aus dem Jahre 1956, obzwar unzutreffend, bezog sich wenigstens auf Stalins tatsächliche Position. Die Theorie vom Nachlassen des Klassenkampfes, die Stalin 1937 entwickelt habe, wurde von ihm jedoch nie vertreten. In seinem Bericht an das ZK der KPdSU aus dem Jahre 1937 wies er sie kategorisch zurück. Und im Konflikt mit dem Titoismus wurde erneut wiederholt, dass der Klassenkampf in der Sowjetunion weitergehe.

 

22.

 

Hieraus ergibt sich, dass die offiziellen Erklärungen und Maßnahmen der KP Chinas in den entscheidenden Jahren von 1955-60 zu den Hauptthemen wie der Aussöhnung mit dem Titoismus, der Einschätzung des 20. Parteitags und der Stalin-Frage nicht mit Lin Biaos Behauptung in seinem Bericht an den 9. Parteitag der KP Chinas in Einklang zu bringen sind:

 

"Als der Chruschtschow-Revisionismus gerade dabei war auf den Plan zu treten, sah unser Großer Führer, Vorsitzender Mao, voraus, welchen ernsten Schaden der moderne Revisionismus der Sache der Weltrevolution antun würde. Vorsitzender Mao führte die gesamte Partei in einen entschlossenen Kampf auf den Gebieten der Ideologie, der Theorie und der Politik, zusammen mit der Albanischen Partei der Arbeit unter Führung von Enver Hoxha und anderen echten Marxisten-Leninisten aus der ganzen Welt gegen den modernen Revisionismus mit dem sowjetischen als seinem Zentrum."

 

Klassenkämpfe im Sozialismus

 

23.

 

Lin Biao behauptet:

 

"Angesichts des wilden Umsichgreifens des Revisionismus in der internationalen kommunistischen Bewegung und der neuen Formen des Klassenkampfes im Lande, richtete Vorsitzender Mao in seinem großartigen Werk 'Über die richtige Behandlung von Widersprüchen im Volk' die Aufmerksamkeit der gesamten Partei auf die folgende Tatsache (dass der Klassenkampf in China noch weitergehe - Verf.). Deshalb wurde zum ersten Mal in der kommunistischen Bewegung in Theorie und Praxis ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Klassen und Klassenkämpfe auch nachdem die sozialistische Transformation des Eigentums an den Produktionsmitteln im Wesentlichen abgeschlossen wurde, noch existieren und dass das Proletariat die Revolution weiterführen muss."

 

24.

 

Es ist nicht der Fall, dass auf die Fortsetzung des Klassenkampfes nach der sozialistischen Umgestaltung der Wirtschaft 'ausdrücklich' zum ersten Mal von Mao 1957 hingewiesen wurde. In seinem Bericht an das ZK der KPdSU vom März 1937 sagte Stalin:

 

"Wir müssen die morsche Theorie zertrümmern und beiseite legen, dass mit jedem Schritt den wir nach vorne tun, der Klassenkampf bei uns abnehmen muss; dass je mehr Erfolge wir erzielen, der Klassengegner umso zahmer wird. Dies ist nicht nur eine morsche Theorie, sondern eine gefährliche, denn sie lullt unser Volk ein, führt es in eine Falle und ermöglicht dem Klassengegner, sich für den Kampf gegen die sowjetische Regierung neu zu formieren. Im Gegenteil: Je weiter wir vorankommen, je größer die Erfolge sind, die wir erzielen, umso größer wird der wilde Zorn der Überreste der geschlagenen Ausbeuterklasssen, umso geneigter werden sie sein, zu schärferen Formen des Klassenkampfes überzugehen, umso mehr werden sie versuchen, dem sowjetischen Staat zu schaden und umso stärker werden sie geneigt sein, zu den verzweifelsten Mitteln des Kampfes als letztem Rettungsanker der dem Untergang Geweihten zu greifen.

 

Man darf nicht vergessen, dass die Überreste der besiegten Klassen in der UdSSR nicht allein dastehen. Sie haben die direkte Unterstützung unserer Feinde hinter den Grenzen der UdSSR. Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass die Sphäre des Klassenkampfes auf die Grenzen der UdSSR beschränkt ist. Das eine Ende des Klassenkampfes operiert innerhalb der Grenzen der UdSSR, aber das andere erstreckt sich über die Grenzen zu den bürgerlichen Staaten, die uns umgeben, hinaus. Die Überreste der besiegten Klassen müssen sich zwangsläufig dessen bewusst sein. Und gerade weil sie dies wissen, werden sie ihre verzweifelten Einsätze weiter fliegen.

 

Dies lehrt uns die Geschichte. Dies lehrt uns der Leninismus."

 

Dies ist eine völlig unzweideutige Erklärung über die Fortsetzung des Klassenkampfes im Sozialismus. Als Stalin diese Erklärung abgab, entwickelte er keine neue Theorie. Er rief nur eine bolschewistische Position in Erinnerung, die von Lenin entwickelt worden war.

 

Die Kritik an Stalin durch die KP Chinas im Jahre 1956 bezieht sich gerade auf diesen Punkt:

 

"Nach der Abschaffung der Klassen, darf die Verschärfung des Klassenkampfes nicht weiter betont werden wie dies Stalin tat, was zur Folge hatte, dass eine gesunde Entwicklung der sozialistischen Demokratie behindert wurde. Die KPdSU vollkommen Recht, wenn sie entschieden Stalins Fehler in dieser Beziehung zurückweist."

('Mehr über die historischen Erfahrungen ...', S. 21).

 

Wenn Stalin der Auffassung gewesen wäre, dass der Klassenkampf auch nach der Abschaffung der Klassen weitergehen würde, wäre dies tatsächlich absurd gewesen. Aber Stalin war nicht der Meinung, dass die Klassen in der Sowjetunion schon beseitigt waren. Gerade angesichts des Weiterbestehens von Klassen, sowohl international als auch innerhalb der Sowjetunion, hielt Stalin an der Theorie von der Verschärfung des Klassenkampfes fest.

 

In den vergangenen Jahren (gemeint Mitte-Ende der 60iger Jahre - Übers.), besonders seit dem Beginn der Kulturrevolution, übte die KP Chinas eine zu der gerade zitierten Kritik entgegengesetzte: dass er nicht erkannt habe, dass der Klassenkampf in der Sowjetunion nach Mitte der dreißiger Jahre weiterging. Tatsächlich wurde jedoch die Theorie vom Nachlassen des Klassenkampfes gerade von Stalin im Jahre 1937 zurückgewiesen, wie wir gesehen haben. Die KP Chinas jedoch unterstützte diese Theorie in den ersten Jahren der Chruschtschow-Ära.

 

25.

 

Lin Biaos Behauptung, dass Maos Schrift 'Über die richtige Handhabung von Widersprüchen' angesichts der Umsichgreifens des Revisionismus in der internationalen kommunistischen Bewegung geschrieben wurde, wird durch die Schrift selbst nicht untermauert bzw. durch die Reaktion auf Maos Aufsatz seitens der internationalen revisionistischen Bewegung. Es finden sich darin keinerlei Anzeichen dafür, dass Mao sich damals der revisionistischen Natur des Chruschtschowismus bewusst war (Er war sich schon dessen bewusst, identifizierte sich sogar damit, später musste er sich jedoch davon distanzieren, um seine 'anti-revisionistische' Kampagne ideologisch glaubwürdig zu untermauern - eine Kampagne, die, wie wir heute wissen, aus ganz anderen Gründen als aus Gründen des 'Kampfes gegen den Revisionismus' geführt wurde - Übers.). In der Schrift wird der Chruschtschow-Revisionismus nicht kritisiert und sie wurde im Allgemeinen wohlwollend von den Chruschtschowianern aufgenommen und als Unterstützung für deren Position aus dem Jahre 1957 gewertet.

 

Auch ist es unrichtig zu behaupten, dass (abgesehen von der Tatsache, dass die Theorie des Weiterbestehens des Klassenkampfes bereits von Lenin und Stalin aufgestellt worden war) in der Schrift 'ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass Klassen und Klassenkampf auch nachdem die sozialistische Transformation des Eigentums an den Produktionsmitteln im Wesentlichen vollzogen ist, weiterbestehen'. Maos Bemerkung zur Fortsetzung des Klassenkampfes, die von Lin Biao zitiert wird, bezieht sich speziell auf China, wo die alte Bourgeoisie und die Reste der Kompradorbourgeoisie und der Feudalklasse noch existierten. Lin Biaos Zitat (Maos - Übers.) liest sich wie folgt:

 

"In China, wo die sozialistische Transformation bezüglich des Systems des Eigentums im Wesentlichen vollzogen wurde, ... gibt es immer noch Überreste der gestürzten Gutsbesitzer- und Kompradorbourgeoisie, es existiert immer noch eine Bourgeoisie und die Umerziehung der Kleinbourgeoisie hat gerade erst begonnen."

 

In der von Lin Biao ausgelassenen Stelle heißt es:

 

" ... und obwohl die umfangreichen und turbulenten Klassenkämpfe vorangegangener revolutionärer Perioden im Allgemeinen zum Ende gekommen sind."

 

"Die Frage, was die Oberhand gewinnen wird, Sozialismus und Kapitalismus, ist immer noch nicht wirklich geklärt."

 

"Der Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie, der Klassenkampf zwischen den verschiedenen politischen Kräften sowie der Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie auf ideologischem Gebiet wird noch lange andauern und hin und hergehen und zeitweilig sogar sehr intensiv werden."

 

Mao bemerkt weiter, dass der

 

"ideologische Kampf nicht ein Kampfform wie andere Formen des Kampfes ist. Die einzige Methode in diesem Kampf besteht in mühevollen Überlegungen und nicht in rohem Zwang. Heute ist der Sozialismus auf ideologischem Gebiet in einer vorteilhaften Lage."

 

Der von Lin Biao zitierte Absatz bezieht sich speziell auf die in China vorherrschenden Bedingungen, wo die alte Bourgeoisie und die kleinbürgerlichen Klassen, ja selbst Überreste der Gutsbesitzer- und Kompradorklasse immer noch existierten und wo die Kollektivierung und sozialistische Industrialisierung gerade erst begonnen hatte (In der Sowjetunion, als Stalin 1937 die Theorie von der Verschärfung des Klassenkampfes erneut betonte, existierte die alte Feudalklasse sowie die kapitalistischen Klassen nicht mehr, in dem Sinne, dass sie noch eine Kontrolle über die Produktionsmittel ausübten und nur die Bauern existierten als eine Klasse im eigentlichen Sinne, nebem dem Proletariat).

 

Maos Bemerkungen stellen keine Erklärung in dem Sinne dar, dass der Klassenkampf in der Sowjetunion noch existierte und sie widersprechen auch nicht der Erklärung der KP Chinas, dass die Klassen in der Sowjetunion beseitigt worden seien und dass sich Stalin geirrt hatte, als er die Theorie von der Verschärfung des Klassenkampfes betonte.

 

26.

 

In dem Dokument der KP Chinas 'Leninismus oder Sozialimperialismus?', das aus Anlass des hundersten Geburtstags von Lenin im April 1970 herauskam, heißt es:

 

"Vor langer Zeit, als Chruschtschow seinen revisionistischen Charakter offenbarte, wies der Genosse Mao Tse-tung scharfsinnig auf Folgendes hin: 'Ich denke, es gibt zwei Schwerter: eines von Lenin und eines von Stalin. Das von Stalin ist jetzt von den Russen beiseite gelegt worden. Was das Schwert Lenins angeht, ist es ebenfalls jetzt in gewisser Weise von einigen Führern der Sowjetunion abgelegt worden? Meiner Meinung nach ist es in beträchtlichem Umfang abgelegt worden. Hat die Oktoberrevolution immer noch ihre Gültigkeit? Kann sie noch als ein Beispiel für alle Länder gelten? In Chruschtschows Rechenschaftsbericht an den 20. Parteitag der KPdSU heißt es, dass es möglich sei, auf parlamentarischem Wege die politische Macht zu erlangen, d.h. dass es nicht mehr für alle Länder nötig sei, von der Oktoberrevolution zu lernen. Wenn dieses Tor erst einmal geöffnet worden ist, wird der Leninismus allmählich aufgegeben werden."

 

Die Quelle hierfür ist eine Rede auf der Zweiten Plenumssitzung des 8. ZKs der KP Chinas vom 15. November 1956. Nachfragen bei der Hsinhua-Nachrichtenagentur, die das Dokument veröffentlicht habe, aus der das Zitat stammt, ergaben, dass die Rede weder auf Englisch noch auf Chinesisch verfügbar ist. Es ist deshalb nicht möglich, seine Bedeutung einzuschätzen. Ein Jahr später jedoch erklärte Mao unzweideutig, dass die KPdSU die Vorhut der internationalen kommunistischen Bewegung sei. (Er hätte dies nicht gesagt, wenn er - wie das obige Zitat unterstellt - die Tragweite des 20. Parteitags und das wahre Wesen des Chruschtschowismus erkannt hätte).

 

27.

Wenn wir Stalins tatsächliche Haltung in der Frage der Fortsetzung des Klassenkampfes im Sozialismus deutlich machen, dann werfen wir damit nicht wieder eine längst begrabene Frage auf, um Verwirrung in der antirevisionistischen Bewegung zu verbreiten. Dies ist eine Frage, die von der KP Chinas bei zwei wichtigen Anlässen seit dem Tod Stalins thematisiert wurde (obwohl sie vor seinem Tode nicht aufgeworfen wurde): 1956 behauptete die KP Chinas zusammen mit den Chruschtschowianern, dass Stalins Theorie von der Fortsetzung des Klassenkampfes im Sozialismus falsch und eine Quelle ernster Fehler und Rückschläge für den Aufbau des Sozialismus gewesen sei. Mitte der sechziger Jahre behautptete die KP Chinas, dass Stalins Versäumnis zu erkennen, dass der Klassenkampf im Sozialismus weitergehe, die Quelle von ernsten Fehlern gewesen sei und dazu geführt habe, dass sich der Chruschtschow-Revisionsmus entfalten konnte.

 

Beide dieser sich widersprechenden Kritiken sind falsch. Die erste ist falsch, weil sich der Klassenkampf in der Sowjetunion von Ende der dreißiger bis zu den fünfziger Jahren tatsächlich verschärft hatte. Die zweite ist falsch, weil Stalin das Weiterbestehen und die Verschärfung des Klassenkampfes in dieser Periode klar erkannte und herausstellte.

 

 

Schlussfolgerung

 

 

Die in dieser Analyse aufgeführten Tatsachen sind von der B&ICO (British and Irish Communist Organisation - Britische und Irische Kommunistische Organisation - Übers.) seit ihrer Gründung im Jahre 1965 ermittelt und diskutiert worden. Seit dieser Zeit hat die B&ICO jede Gelegenheit genutzt, sie mit maoistischen Gruppen in Großbritannien und Europa zu diskutieren. Keine der Gruppen, mit denen wir Diskussionen geführt haben, hat irgendwelche unabhängigen Untersuchungen zum 20. Parteitag sowie zu den Reaktionen darauf in der internationalen kommunistischen Bewegung angestellt. Wann- immer die B&ICO ihre Ansichten vortrug - so detailliert wie dies hier versucht wurde - wurde, was die Fakten anging, nie etwas daran ausgesetzt. Die allgemeine Reaktion darauf war das Empfinden, dass diese Periode nicht zu genau untersucht werden sollte.

 

Vor fünf Jahren schien für die B&ICO ausgeschlossen zu sein, dass sich die antirevisionistische Bewegung weiterentwickeln könne, wenn sie sich weigere, die Entwicklung genau zu untersuchen, die sie historisch notwendig werden ließ (d.h. der Aufstieg des chruschtschowschen Revisionismus und seine Vorherrschaft in der internationalen kommunistischen Bewegung) und wenn sie das feste Fundament der historischen Wirklichkeit dem Sumpf von Illusionen überließe. Fünf Jahre praktische Erfahrung hat die Richtigkeit dieser Ansicht bestätigt. Von allen antirevisionistischen Gruppen, die in Irland und Großbritannien 1965 existierten, ist die B&ICO eine der wenigen, die überlebt hat und es ist die einzige, die sowohl theoretisch als auch organisatorisch im Verlauf dieses Zeitraums stärker geworden ist. Dies konnte nicht anders sein. Der Kommunismus gedeiht nicht durch Illusionen. In ganz Europa und Amerika haben sich diejenigen Organisationen, die sich auf Illusionen gründeten, gespalten und sind in immer größere Konfusion geraten.

 

Was ergibt sich aus den historischen Fakten, die in diesem Dokument erwähnt wurden? Dass es nur eine zwingende Folgerung gibt: Dass die Führung der KP Chinas, einschließlich Mao, die Entwicklung des Chruschtschow-Revisionismus für eine Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus hielt und dass sie dem Chruschtschowismus aktive Schützenhilfe leistete, um sich die Vorherrschaft in der internationalen kommunistischen Bewegung zu sichern (wobei diese Vorherrschaft auf den Treffen von 1957 und 1960 offiziell abgesegnet wurde).

 

Aus diesen Tatsachen ergibt sich keine zwingende Schlussfolgerung zur weiteren Entwicklung der Beziehungen zwischen der KP China und der KPdSU oder zur weiteren Entwicklung innerhalb der KP Chinas. Die Tatsachen zu diesen Fragen müssen ebenfalls durch konkrete Untersuchungen herausgearbeitet werden, was in einer weiteren Analyse geschehen soll.

 

(Im Januar 1972 und 1973 erneut veröffentlicht).

 

 

 

Anmerkungen des Übersetzers

 

 

Die Analyse der 'British & Irish Communist Organisation' weist anhand von Dokumenten der KP Chinas unwiderlegbar nach, dass die KP Chinas mit Mao Tse-tung an der Spitze in den fünfziger Jahren

 

a. die Grundsätze des revisionistischen 20. Parteitags der KPdSU mitgetragen und unterstützt hat;

 

b. dass sie die Aussöhnung Chruschtschows mit Tito-Jugoslawien guthieß;

 

c. dass sie in der Stalin-Frage eine ähnliche Position einnahm wie die revisionistische Führung der KPdSU und

 

d. dass sie, was das marxistisch-leninistische Gesetz von der Fortsetzung des Klassenkampfes im Sozialismus angeht, ebenfalls zunächst die Position der Chruschtschowianer einnahm, die dieses Gesetz negierte und als 'Quelle ernster Fehler' Stalins hinstellte.

 

Man muss unterstreichen, das die Führung der KP Chinas und Mao Tse-tung selbst auch behilflich waren, die Chruschtschowianer in ihrem Machtkampf gegen die oppositionelle marxistisch-leninistische Gruppe in der Partei 1957 politisch zu unterstützen. Diese Restgruppe der Marxisten-Leninisten, die unter Stalin hohe Positionen innegehabt hatte, war gegen die Aussöhnung mit Tito-Jugoslawien - besonders Wjatscheslaw Molotow, Stalins einstiger Außenminister - war gegen die Einleitung von vorbereitenden Maßnahmen für die Durchführung der späteren kapitalistischen Restauration, der späteren 'Wirtschaftsreform' von 1965, sie war z.B. gegen die Auflösung der Maschinen-Traktoren-Stationen (der 'MTS') und ihren Verkauf an die Kollektivwirtschaften und damit gegen die Schaffung eines Warencharakters für Produktionsmittel, sie war, wenn auch inkonsequent, gegen die einsetzende Dezentralisierung und die verminderte Rolle des Fünfjahrplans, also gegen die ersten vorbereitenden Maßnahmen zur Aufhebung der zentralen Planwirtschaft in der UdSSR ..., kurz: Sie war Sand im Getriebe der Restauratoren des Kapitalismus und wurde deshalb als 'parteifeindliche Gruppe' von den Chruschtschow-Revisionisten ausgeschaltet. ('Um Chruschtschows Position zu stärken, beschlossen wir, über die Meinungsverschiedenheiten nicht zu sprechen' - Mao Tse-tung im Gespräch mit Pawel Judin, Peking 1958, auf seinen Besuch in Moskau 1957 anspielend, in: Mao Zedong Waijiao Wenxuan 322-333, Cold War International History Project, http://wwics.si.edu/index.cfm?fuseaction=library.document&topic_id=1409&id=157).

 

Hier wird deutlich auf welcher Seite der Barrikade des internationalen Klassenkampfes die KP Chinas mit Mao Tse-tung an der Spitze damals gestanden hat: auf der Seite der revisionistischen Konterrevolution. Mao Tse-tung begrüßte auch den Putsch gegen Lavrenti Berija im Juli 1953, mit dem sich die Chruschtschowianer mit Hilfe von reaktionären Teilen der Roten Armee um Marschall Georgi Schukow endgültig an die Macht hievten:

 

"Das ZK der KP Chinas, so Mao Tse-tung, drücke dem ZK der KPdSU seine tiefe Dankbarkeit für die Entlarvung Berijas aus." '

(Maos Gespäche mit dem sowjetischen Botschafter , 1953-1956, Arbeitspapier Nr. 6,, Washington D.C., April 2002, http://ebenda).

 

Mit der 'Entlarvung Berijas' war der konterrrevolutionäre Putsch vom Juli 1953 der Chruschtschowianer gegen den marxistisch-leninistischen Führungskern, der nach Stalins Ausschaltung im März 1953 noch vorhanden war, mit L. Berija an der Spitze, gemeint. Berija wurde auf einer Politbürositzung der KPdSU völlig widerrechtlich von Militärs verhaftet und sofort an einem geheimen Ort in Moskau liquidiert. Ein Scheinprozess wurde Ende Dezember 1953 nachgschoben, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Berija wurden in der 'Anklageschrift' z.B. 'Vergewaltigungen', Spitzeltätigkeiten u.a. Dinge angehängt...).

 

Zu dieser radikaleren, aber einzig möglichen Schlussfolgerung, dass Mao Tse-tung auf der Seite der Konterrevolution stand, gelangen die Autoren des Dokuments jedoch keineswegs, wenn sie wohlwollend zusammenfassend einschätzen:

 

"Es gibt nur eine zwingende Schlussfolgerung. Sie besteht darin, dass die Führung der KP Chinas, einschließlich Mao, die Entwicklung des Chruschtschow-Revisionismus für eine Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus hielt ."

(B&ICO, ebenda).

 

Die Autoren bleiben uns eine Erklärung darzu schuldig, wie das teilweise Abgehen von den Positionen der 1956iger Dokumente in den Dokumenten von 1963 (Ist Jugoslawien ein sozialistisches Land?, 'Der Ursprung und die Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten zwischen der Führung der KPdSU und uns', 'Zur Stalin-Frage' u.a.) zu erklären ist. Unterlässt man dies, wäre folgende 'maoistische Argumentation' denkbar:

 

'Die KP Chinas hat später, zu Beginn der sechziger Jahre, wieder eine Wende vollzogen ähnlich der der Partei der Arbeit Albaniens Ende der siebziger Jahre mit Enver Hoxha an der Spitze, obwohl sie den Chruschtschow-Revisionismus in den fünfziger Jahren fälschlicherweise unterstützt hatte. Dass sie ihn unterstützt hat, dass sie sogar die Chruschtschowianer aktiv in ihrem Machtkampf unterstützte, ist durch neuere Dokumente zwar unwiderlegbar bewiesen. Aber sie ist nach Berichtigung ihrer Fehler 1963 zumindest zu Lebzeiten Mao Tse-tungs, solange er Vorsitzender der Partei war, im Prinzip eine marxistisch-leninistische Partei geblieben, was ja ihre antirevisionistische Kampagne von 1966-1969 auch praktisch unter Beweis gestellt hat. Das Dokument aus dem Jahre 1963 war wohl der Anfang der Wiedergewinnung einer antirevisionistischen Position. ...'

 

So oder ähnlich könnte man 'aufgeklärt maoistisch' argumentieren. Man käme dann zu der Schlussfolgerung: Mao Tse-tung habe zwar Fehler begangen, sei aber dennoch ein 'großer Revolutionär' gewesen, so auch der spätere Mao-Kritiker Ernst Aust von der ehemaligen KPD/ML 1983:

 

"Doch sicherlich war er (Mao) ein großer Revolutionär ..., der bemüht war, China auf den richtigen Weg des Sozialismus zu führen."

(E. Aust, 'In welche Richtung muss sich die Partei weiterentwickeln?' Rede vor dem Plenum der KPD/ML, 19./20.03.1983, Quelle: http://cpgerml.50g.com/dokumente).

 

Zu einer Aussöhnung mit dem Maoismus ist es dann nicht mehr weit und tatsächlich schlug selbiger Aust 1983 einen Zusammenschluss mit der maoistischen MLPD und anderen revisionistischen Gruppen vor:

 

'Doch wie gesagt, ein Hinderungsgrund, mit den Genossen von der MLPD zusammen in einer Partei zu arbeiten, ist das (gemeint die Einschätzung der 'Kulturrevolution' - Verf.) genauso wenig wie die nationale Frage...'.

(E. Aust, ebenda).

 

Hier liegt die Krux vieler angeblich 'antirevisionistischer' Gruppen: dass sie keinen radikalen Bruch mit dem Krebsgeschwür des Revisionismus (G. Ackermann) in seiner linken Verkleidung vollziehen oder nicht in der Lage sind, dies zu tun. In dieser ihrer theoretischen Schwäche, die zum Versöhnlertum mit dem maoistischen Revisionismus führt, liegt die eigentliche Ursache ihres vergangenen Scheiterns und neue 'antimaoistische' Gruppen und Organisationen sind auch heute wieder zum Scheitern verurteilt, wenn sie diese theoretische Schwäche nicht überwinden können, wenn sie eben keinen radikalen Bruch mit dem Maoismus und damit mit der bürgerlichen Ideologie insgesamt vollziehen wollen oder vollziehen können.

 

Das Dokument der B&ICO muss in seinen Schlussfolgerungen inkonsequent bleiben, solange nicht vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der nationalen Bourgeoisie und denen der Kompradorbourgeoisie in der KP Chinas zu Beginn der 60iger Jahre nach dem Scheitern des 'Großen Sprungs' (eine marxistisch-leninistische Fraktion gab es seit der Liquidierung der Gruppe Kao/Jao durch die damalige Parteiführung Liu/Tschou/Mao in der KP Chinas nicht mehr) gezeigt wird, warum die Gruppe der Kompradorbourgeoisie mit Mao Tse-tung und Lin Biao (seit 1959 Verteidigungsminister und Maos Propagandist in der Volksbefreiungsarmee) die antirevisionistische Kampagne brauchte, um die Vertreter der nationalen Bourgeoisie, geführt von Liu Shao-chi aus der Parteiführung zu verdrängen, ihr die Macht zu entreißen.

 

Sie brauchte diese 'linke' Kampagne - und die 1963-Dokumente stellen schon einen Teil von ihr dar - um mit Hilfe von pseudorevolutionären und 'antirevisionistischen' Phrasen erst die Jugend (bei der das hervorragend ankam) und dann, als das nicht gelang, die Arbeiter (die Stalin noch nicht vergessen hatten) und als das auch nicht gelang, die Armee in der 'Kulturrevolution' gegen die Partei, in der die Repräsentanten der nationalen Bourgeoisie die Mehrheit besaßen, zu mobilisieren, um so den Machtwechsel herbeizuführen - ein Machtwechsel, der einmal vollzogen, ab 1969 dazu keineswegs benutzt wurde, mit einer 'antirevisionistischen', an marxistisch-leninistischen Prinzipien orientierter Linie nun endlich ernst zu machen. Im Gegenteil: Der Revisionismus schießt wie nie zuvor ins Kraut: Theoretisch mit der Entwicklung einer völlig unmarxistischen 'Drei-Weltentheorie', die von Mao Tse-tung selbst entwickelt und vertreten wurde und praktisch mit einer auf dieser Grundlage vollzogenenen Hinwendung zum US-Imperialismus und anderen imperialistischen bis hin zu faschistischen Staaten. Die ansatzweise antiimperialistische Orientierung der chinesischen Außenpoltik aus der Zeit vor der 'Kulturrevolution' wird nach und nach aufgegeben, antiimperialistischen Befreiungsbewegungen wird die Solidarität entzogen (vgl. Vietnam) und die Hilfen für das einzig noch verbliebene sozialistischen Land der Erde, nämlich Albanien, werden allmählich zurückgeschraubt und schließlich ganz eingestellt. Kontakte zu 'Bruderorganisationen' finden ab jetzt kaum, wenn überhaupt, dann nur noch auf der untersten Ebene statt. Dafür pflegt man, alles unter Mao Tse-tungs Führung, die besten Kontakte zu den reaktionärsten und blutrünstigsten Regimes wie dem des Schah von Iran, der faschistischen Pinochet-Junta Chiles, dem halbfaschistischen und korrupten Marcos-Regime der Philippinen, zu Mobutu von Zaire ... und stattet sie großzügig mit Krediten und Waffen aus, die sie in ihrem Kampf gegen das eigene Volk gebrauchen können. In China tummeln sich (ab etwa 1972/73 die Lobbyisten der internationalen Rüstungsindustrie, zu der auch ein gewisser Herr Franz Josef Strauß aus der Bundesrepublik gehört und schließen mit der chinesischen Regierung unter Mao Tse-tung lukrative Waffengeschäfte ab.

 

Hier wird deutlich, was eigentlich die Kräfte um Mao Tse-tung, Lin Piao, Tschiang Tsching u.a. mit der antirevisionistischen Kampagne, die schon 1963 vorbereitet wurde, bezweckten: eine Hinwendung zum internationalen Imperialismus, um unter seinem Schirm China selbst auf den Weg zu einer imperialistischen Supermacht, die dann international auf der großen Bühne der Politik ein gewichtiges Wörtchen mitreden kann, zu führen.

 

Also:

Wenn nicht überzeugend aufgezeigt wird, was der Schwenk der KP Chinas 'nach links' Anfang der sechziger Jahre zu bedeuten hat, welches die innenpolitischen Hintergründe waren, welche Klassenkämpfe sich zwischen welchen Teilen der chinesischen Bourgeoisie abspielten ..., lässt man dem Maoismus, dieser vielleicht gefährlichsten 'links'revisionistischen Spielart der bürgerlichen Ideologie für die heutige fortschrittliche Bewegung eine Hintertür offen, durch die er sich wieder in der marxistisch-leninistischen Bewegung einschleichen kann. Diese Schlupflöcher müssen aber gestopft werden, wenn man bei der Entlarvung des Revisionismus nicht auf halbem Wege stehenbleiben will. Auf halbem Wege stehenzubleiben, reicht nicht, ist sogar gefährlicher als in dieser Richtung gar keine Anstrengungen zu unternehmen. Es ist dies eine gefährliche zentristische Position, die unweigerlich zum Opportunismus führen muss. Es darf für Marxisten-Leninisten, die heute, im 21. Jahrhundert um eine Wiedergeburt des Marxismus-Leninismus in seiner ursprünglichen und wissenschaftlichen Form kämpfen, keine Versöhnung (siehe Aust u.a.) mit irgendwelchen Varianten des Maoismus geben, wie es keine Versöhnung mit irgendeiner anderen Spielart des Revisionismus und damit keine Versöhnung mit der bürgerlichen Ideologie in der Arbeiterbewegung geben darf. Das Eindringen der bürgerlichen Ideologie (in Gestalt der verschiedensten revisionistischen Spielarten, sei es in Form des Kautskyismus, des Trotzkismus, des Maoismus, des Titoismus, des Eurokommunismus usw. usf.) in die kommunistische und Arbeiterbewegung hat erst die Niederlage des Sozialismus möglich gemacht und führt heute, im Jahre 2004, angesichts großer ideologischer Konfusion, die durch das Wirken des Revisionismus erzeugt wird, zu einer Zersplitterung und einem politischen Sektenunwesen, das nur der kapitalistischen Klasse unseres Landes dienlich sein kann, die an der Aufrechterhaltung dieses Zustandes das allergrößte Interesse hat, die an der Duldung und Förderung maoistischer, trotzkistischer und anderer revisionistischer Organisationen, Gruppen und Parteien das allergrößte Interesse haben muss.

 

Es gilt aus dieser Tatsache zu lernen, um neue Niederlagen zu verhindern und um mit Lenin und Stalin siegen zu lernen, statt mit Mao Tse-tung unterzugehen.